Trommel- und Scheibenbremse im Vergleich: Welches System hat die Nase vorn?

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Scheibenbremsen
© Iaroslav Neliubov / Shutterstock

Bei vielen PKW kommen immer noch sowohl Trommel- wie auch Scheibenbremsen zum Einsatz. Wo liegen die Unterschiede, und welches Bremssystem ist bessere Wahl?

Vor einigen Jahrzehnten wurden in Fahrzeugen fast ausschließlich Trommelbremsen eingesetzt – diese Aufgabe wird allerdings heute von Scheibenbremsen übernommen. Grundsätzlich stellt sich diesem Zusammenhang natürlich die Frage, wie beide Bremssysteme funktionieren und wo die Vor- und Nachteile liegen.

Einfach und bewährt: Die Trommelbremse

Bei Trommelbremsen handelt es sich um einfache Reibungsbremsen. Die Trommel selbst ist vor allem bei Motorrädern gut zu erkennen; dabei handelt es sich einfach um eine große Radnabe. Ähnlich ist die Trommel auch bei einem PKW gestaltet, wegen den auf der Radnabe montierten Felgen aber schlechter sichtbar. Innerhalb der Trommel befinden sich zwei Bremsbacken, die mit einem Bremsbelag versehen sind. Beim Bremsvorgang werden diese beiden Bremsbacken nun von innen an die Trommel gedrückt. Bei Motorrädern und Oldtimern geschieht dies meist rein mechanisch über einen Seilzug, neuere Konstruktionen funktionieren hydraulisch. Zu den Vorteilen des Systems gehört die Tatsache, dass aufgrund einer inneren Verstärkung vergleichsweise geringe Betätigungskräfte notwendig sind. Als innere Verstärkung wird der Effekt bezeichnet, dass das Rad sich gewissermaßen auf den Bremsbelag abstützt. Ein Teil der Drehkräfte werden deshalb von der Befestigung des Bremsbelages aufgenommen, sodass das Pedal oder Bremshebel weniger stark gedrückt werden müssen. Weiterhin hat die Trommelbremse den Vorteil, dass sie vor Witterungseinflüssen geschützt ist. Nässe oder Schlamm sorgen nicht für eine abnehmende Bremsleistung. Der aggressive Bremsstaub setzt sich im Unterschied zur Scheibenbremse auch nicht auf den Felgen ab.

© Dmitry Kalinovsky / Shutterstock
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Aufwendiger Wechsel der Bremsbeläge

Zu den Nachteilen des Systems gehört der relativ aufwendige Bremsbelagwechsel – dafür muss die Trommel nämlich geöffnet werden. Liegen die Bremsbeläge nicht ganz gleichmäßig auf, ist die Bremswirkung stark unterschiedlich. Der typische resultierende Effekt wird als „Schiefziehen“ bezeichnet, das Auto gerät also während des Bremsens aus der Spur. Weil die Wärmeabfuhr relativ problematisch ist, neigen Trommelbremsen auch zum sogenannten Fading. Dabei handelt es sich um ein Nachlassen der Bremswirkung bei mehrfach wiederholten Bremsvorgängen. Vor einigen Jahrzehnten war es deshalb üblich, dass bei Bergabfahrten Pausen eingelegt werden mussten, damit die Bremsen wieder abkühlen.

Scheibenbremse: Gute Dosierbarkeit – auch bei starker Belastung

Auch die Scheibenbremse ist vergleichsweise einfach aufgebaut: Die aus Stahl oder Keramik hergestellte Bremsscheibe ist auf die Radnabe montiert, ein Bremssattel enthält die Bremsbeläge. Die Bremsbeläge drücken sich wie eine Zange auf die Scheibe und sorgen damit für eine hohe Verzögerung. Betätigt wird eine Scheibenbremse bei PKW üblicherweise hydraulisch, indem beim Bremsvorgang Kolben aus den Bremssätteln fahren. Bei Lkw werden diese Bremskolben allerdings pneumatisch, also mit Druckluft, betätigt. Eine Besonderheit sind die sogenannten innenbelüfteten Scheibenbremsen. Hier ist die Scheibe innen hohl, sodass die Wärmeabfuhr leichter möglich ist. Prinzipiell kann eine Scheibenbremse durch ausgezeichnete Verzögerung und insbesondere im Vergleich zur Trommelbremse auch gute Dosierbarkeit überzeugen. Die prinzipiell etwas hören Betätigungskräfte werden durch einen Bremskraftverstärker ausgeglichen. Fading ist der Scheibenbremse genauso unbekannt wie eine ungleichmäßige Bremswirkung.

Scheibenbremsen nicht ohne Nachteile

Trotzdem hat dieses System auch Nachteile: Bei hoher Feuchtigkeit kann die Verzögerung bei einer ersten Bremsung spürbar geringer ausfallen. Zudem ist das hydraulische Bremssystem nicht direkt anfällig, allerdings wartungsintensiver. Neben dem üblicherweise alle zwei Jahre fälligen Wechsel der Bremsflüssigkeit können sich auch die Bremskolben in dem Bremssattel festsetzen. Die Überholung ist ein Fall für den Fachmann, dasselbe gilt auch bei Undichtigkeiten oder dem Austausch poröser Bremsleitungen. Etwas teurer ist die Scheibenbremse in der Wartung auch deshalb, weil neben den Bremsbelagen auch früher oder später die Bremsscheiben ausgetauscht werden müssen. Die Vorteile überwiegen jedoch zweifelsohne, sodass die Scheibenbremse heute weitgehend zum Standard gehört.