Strom und Stecker am Anhänger?

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Steckdose
Abgerostet. Das kann ja nicht funktionieren.

Strom und Stecker am Anhänger? Anhängerbetrieb im Herbst und Winter – jetzt zeigt sich, wie lange ihr eure Bordelektrik hinten unter dem Stoßfänger schon betreibt und wie gut sie gepflegt wurde…

13 oder 7 Pole

Anlass für diesen Artikel war meine Erkenntnis, dass der linke Blinker und das linke Rücklicht meines kleinen Anhängers nicht mehr mitspielen. Gezogene Anhänger, egal ob gebremst oder ungebremst, werden über die 13- oder 7-polige Steckdose neben der Anhängerkupplung mit Strom und Spannung versorgt. Neuere Anhänger haben auch Rückfahrscheinwerfer, Nebelschlussleuchten, rundum-Discokugeln und andere visuelle Unterhaltungsbeleuchtung, daher sind da meistens 13 Pole im Stecker. Es gibt aber in beide Richtungen Adapter, die sich einfach dazwischen stecken lassen. Wenn denn da noch was zu stecken ist.

Anhänger
Hier fließt Strom nur noch zufällig

Den Elementen ausgesetzt

Die elektrische Verbindung, also die Kupplung für den Stecker am Anhänger, befindet sich aus praktischen Gründen direkt bei dem Haken der Anhängerkupplung. Die wiederum sitzt hinten an oder unter dem Stoßfänger, und alle Bauteile sind permanent dem Schmutz der Straße, Spritzwasser, Regen und Kälte ausgesetzt. Wird hier nicht regelmäßig gefettet oder konserviert, dringt das alles in das Gehäuse ein und zerbröselt langsam die elektrischen Kontakte. Bei meinem alten Benz befand sich die Steckdose bereits im Endstadium. Beim Abschrauben rissen die Gewinde einfach ab und alles zerfiel auf den Boden… Da hilft nur noch ein kompletter Ersatz.

defekte Steckdose
So etwas erleichtert die Entscheidung

Was brauchen wir für die Arbeit?

Wenn ihr mit einfacher Elektrik überhaupt nicht bewandert seid, solltet ihr so etwas in einem Fachbetrieb machen lassen. Wer aber schon einmal mit Krimpzangen, Kabeln, Abisolierzangen und Klemmverbindern gearbeitet hat kann sich hier durchaus selbst heranwagen, sofern alle Leitungen im Heck des Fahrzeugs gut zugänglich sind. Da müssen wir nämlich später ran, um uns da „Strom zu mopsen“ (wie der Profi sagt)…

Anhänger
Eine ausgebaute, feste Anhängerkupplung

Fest oder abnehmbar?

Ist vielleicht die gesamte Anhängerkupplung in einem ähnlichen Zustand wie bei mir die Steckdose, oder wollt ihr aus anderen Gründen eine neue einbauen, unterscheidet man zwischen einer festen und einer abnehmbaren Anhängerkupplung. Die abnehmbare hat den Vorteil, dass nicht immer ein Haken unter der Heckklappe uns blaue Flecken auf die Schienbeine zaubert, sondern nur dann, wenn er benötigt wird. Viel-Schlepper greifen wohl eher zur fest eingebauten AHK, die auch einfach einzubauen und sehr robust ist. Ich habe im Keller eine ausgebaute und kann euch das mit den Kabeln an der einmal demonstrieren.

Kabel
Da ist später ein wenig Magie mit im Spiel

Hier ist gut zu sehen, dass auch bei der fest installierten Zugvorrichtung die Steckdose offen neben dem Haken sitzt. In meinem Fall war die Kupplung schon einmal eingebaut, allerdings nicht sehr fachmännisch. Das zeigt sich an dem Gewusel von Leitungen, sogenannten „Stromdieben“ und sogar Lüsterklemmen, die alle im Auto eigentlich nichts zu suchen haben. Deshalb ist es fast existenziell wichtig, von der Steckdose einen bunten Verdrahtungsplan zu haben. Der lässt sich noch mit handschriftlichen Erfahrungswerten ergänzen, damit am Ende auch nur das am Anhänger leuchtet, was leuchten soll.

Anleitung
Solche Aufzeichnungen retten einem den Tag

Belegungspläne

Jede Buchse hat eine festgelegte Farbe, und bei einer hochwertigen AHK wird ein Belegungsplan mitgeliefert. Wenn es den nicht mehr gibt – hilf nur durchmessen. Ich habe noch einen von einer älteren Anhängerkupplung an meinem Twingo gefunden, außerdem die handschriftlichen Notizen, die der gute Mann beim BOSCH Dienst zusätzlich gemacht hat. Hebt so etwas gut auf. Irgendwann braucht man das wieder, spätestens wenn die Steckdose so aussieht wie auf meinen ersten Bildern.

Anhänger
Hier haben wir die abnehmbare Variante

Verdrahtung je nach Modell

Die neue Steckdose wird an die Halterung der alten geschraubt, die Verdrahtung erfolgt im Inneren des Fahrzeugs. Wie und wo, ist abhängig vom Fahrzeug und von der Steckdose. Wichtig ist, dass ihr sauber verlegt und ordentlich krimpt oder klemmt. Stromdiebe oder Lüsterklemmen haben in der Fahrzeugelektrik nichts zu suchen. Das hält am Anfang gut, aber nach ein paar Jahren wackelt es hier und schubbert es da, und schnell steht mal die Kofferraumverkleidung in Flammen. Das will ja niemand.

Steckdose
Sauber verdrahtet. Eine Steckdose mit 13 Polen

Egal ob ihr nun 13 Pole oder 7 Pole habt, die neue Steckdose (oder die neue Anhängerkupplung) sollte am Ende der Arbeiten rundrum auf ihre Funktion getestet werden. Sind alle Stecker richtig belegt? Blinkt und leuchtet alles genau so am Anhänger, wie das Zugfahrzeug es vorgibt?

Steckdose
Auch die Steckdose mit 7 Polen ist wieder frisch

Nachsorge

Diese Arbeiten erledigen sich alle natürlich am besten in einer trockenen Garage oder zumindest bei annehmbaren Temperaturen. Leider fallen elektrische Defekte meistens erst im Herbst und Winter auf, wenn man weder Lust noch Zeit hat, am Auto zu arbeiten. Deshalb gönnt dem fertigen Werk am Ende, wenn alles so funktioniert wie es soll, ein wenig Sprühwachs. Das drückt die Feuchtigkeit raus und hemmt die Korrosion. Und schaut ab und an einmal unter das Auto, wie es der Elektrik da ergeht. Es gibt kaum was nervigeres als einen Anhänger, der bei Dunkelheit elektrisch nicht das macht, was er soll. Und gefährlich ist es außerdem.
Allzeit gute Fahrt!