Vorglühen beim Dieselmotor – Alles was Sie wissen müssen

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Erinnern Sie sich an das Vorglühen bei Dieseln, auch bekannt als „Rudolf-Diesel-Gedenkminute“? Auch heutige Dieselmotoren brauchen eine Aufheizphase, verstecken sie jedoch geschickt, sodass der Fahrer nichts davon merkt. Ins Auto steigen, den Schlüssel umdrehen und direkt losfahren – bei einem Diesel war das in früheren Zeiten undenkbar. Denn bei eisigen Außentemperaturen musste der Selbstzünder erst vorglühen. Und zwar so lange, bis die Kontrollleuchte mit dem stilisierten Heizdraht erlosch. Zum Leidwesen der fröstelnden Insassen konnte das gut und gerne eine Minute dauern – die berühmte „Rudolf-Diesel-Gedenkminute“. Heute ist das Vorglühen bei Dieselaggregaten Geschichte. Zumindest auf den ersten Blick. Denn unter der Haube heizt der Selbstzünder noch immer vor, wenn auch kürzer und vom Fahrer unbemerkt.

Warum muss ein Dieselmotor vorglühen?

Grund dafür ist der unterschiedliche Startvorgang von Benzin- und Dieselmotoren. Benziner besitzen Zündkerzen, die beim Betätigen der Zündung einen Funken erzeugen. Er entzündet das leicht brennbare Benzin-Luft-Gemisch innerhalb der Brennkammern, wodurch der Motor anspringt. Hingegen benötigen Selbstzünder – wie der Name vermuten lässt – keinen Zündfunken. Stattdessen verdichtet der Diesel das Kraftstoff-Luft-Gemisch so stark, dass es sich durch die sogenannte Verdichtungswärme aufheizt. Bei einer Temperatur von etwa 900 °Celsius erfolgt schließlich die Zündung, und der Diesel startet.

Bei niedrigen Außentemperaturen braucht das Gemisch länger, um sich aufzuheizen und zu entzünden. Um den Prozess zu beschleunigen, verfügen Dieselmotoren über elektrisch betriebene Glühkerzen. Sie ragen in den Zylinder hinein und heizen sich durch einen geringen Stromfluss auf. Das sorgt dafür, dass der Punkt der Selbstzündung schneller erreicht ist. Früher mussten Autofahrer den Aufheizprozess – das Vorglühen – noch durch Drehen des Zündschlüssels bis zu einem gewissen Punkt selbst auslösen und warten, bis die Vorglühanlage ihre Arbeit getan hatte. Heute ist das Aufwärmen seltener nötig und erfordert kein Eingreifen durch den Fahrer.

Müssen Diesel heutzutage noch vorglühen? © sharshonm / Shutterstock
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Was passiert beim Vorglühen?

Bei einem Benzinmotor wird der Startvorgang durch elektronisch ausgelöste Zündfunken eingeleitet. Bei einem Dieselmotor ist dies nicht der Fall, hier wird mit der Unterstützung von Glühkerzen eine Selbstzündung eingeleitet. Dieser Selbstzündungsvorgang sieht so aus, dass dabei Luft angesaugt und stark verdichtet wird. Der Prozess des Ansaugens und Verdichtens erhitzt die Luft auf bis zu 900 Grad. Die heiße Luft wird dann in den Brennkammern mit dem Diesel zusammen geführt und das Gemisch entzündet sich. In der kalten Jahreszeit helfen elektrisch betriebene Glühkerzen dabei diesen Prozess in Gang zu setzten. Dies ist gemeint, wenn von Vorglühen die Rede ist.

Müssen Diesel heutzutage noch vorglühen?

In den 1990er Jahren wurde mit der Erfindung der Common-Rail-Einspritzung mit Hochdruckpumpe dieses Vorglühen fast unnötig gemacht. Der Vorgang ist nur noch bei Frost nötig. Ein paar Sekunden im Leerlauf reichen aus und dann kann ganz normal die Fahrt beginnen. Doch die Temperatur des Öls braucht um einiges länger als die des Kühlwassers und so dauert es bis zu 20 Kilometer, bis das Öl seine Betriebstemperatur erreicht hat.

Trotz Fortschritten bei der Dieseltechnik müssen Selbstzünder auch heute noch vorglühen. Bei modernen Aggregaten mit Direkteinspritzung ist es aber vergleichsweise selten notwendig. Zum Beispiel dann, wenn das Thermometer auf Werte weit unter dem Gefrierpunkt fällt, braucht der Diesel noch eine kurze Aufheizphase. Für Fahrer ist dieser Vorgang jedoch anders als früher mit keiner erzwungenen Wartezeit mehr verbunden und entsprechend komfortabel. Im zeitlichen Vergleich liegen moderne Dieseln und Benziner beim Zündvorgang sogar gleichauf.

Möglich macht das eine ausgeklügelte Technik. In vielen Dieselfahrzeugen haben die Hersteller das Vorglühen an einen Punkt gelegt, an dem noch niemand im Auto sitzt – beim Öffnen der Türen. Betätigt der Fahrer den Türgriff, glüht der Diesel bereits unbemerkt vom Fahrer vor. Dadurch gibt es beim Reinsetzen und Umdrehen des Zündschlüssels praktisch keine Verzögerung mehr bis zum Motorstart. Häufig glühen moderne Diesel auch während der Fahrt noch nach. In der Startphase lassen sich dadurch die Abgaswerte verbessern und das Kaltstartnageln verringern.

Erinnern Sie sich an das Vorglühen bei Dieseln, auch bekannt als "Rudolf-Diesel-Gedenkminute"?
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Gibt es in Zukunft Dieselmotoren, die nicht vorglühen müssen?

In absehbarer Zeit wird sich am Vorglühen von Dieselmotoren wohl auch nichts ändern. Davon sind selbst ausgewiesene Diesel-Experten überzeugt. „Die Technik wird sich in ihrem Grundsatz nicht verändern. Ein Ende des Vorglühens ist nicht absehbar,“ erklärt Fahrzeugtechniker und Selbstzünder-Profi Carsten Graf vom ADAC Technikzentrum in Landsberg in einem Interview. Solange das Vorglühen wie heute keine Einschränkungen mehr mitbringt, dürfte sich kaum ein Dieselfahrer daran stören.