Kann man Motoröl mischen?

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Kann man Motoröl mischen? Was ist eine hohe Viskosität?

Damit es läuft wie geschmiert: So vermeiden Sie Fehler beim Öl-Mischen! Erfahren Sie hier, welche Motoröle Sie mischen können, welche Rolle die Viskosität spielt und welche Öle auf keinen Fall gemischt werden dürfen.

Die Vielfalt der Motoröle, die auf dem Markt verfügbar sind, kann für Fahrzeughalter verwirrend sein. Viele wissen gar nicht, welches Motoröl für ihr Auto geeignet ist oder welches Öl sich derzeit im Auto befindet. Wenn der Ölstand sinkt und nachgefüllt werden muss, stellt sich die naheliegende Frage, ob genau dasselbe Öl nachgefüllt werden muss oder ob Sie Öl mischen dürfen. Möglicherweise haben Sie auch noch Öl-Reste, die Sie gerne aufbrauchen würden.

Niedriger Öl-Stand – ist das überhaupt ein Problem?

Motoröl ist für das reibungslose Funktionieren Ihres Kraftfahrzeugs unentbehrlich und erfüllt verschiedene Aufgaben: Öl reduziert als Schmierstoff den Verschleiß und schützt vor Korrosion (Oxidation von Metall; „Rosten“). Des Weiteren dient es der Kühlung, vor allem in Bereichen, zu denen das Kühlmittel nicht gelangt wie beispielsweise Kolben. Motoröl hat zudem eine abdichtende Funktion und reduziert den Verlust bei der Kraftübertragung zwischen gleitenden Teilen wie Lager, Kolben, Nocken- und Kurbelwellen. Es ist notwendig, das Öl regelmäßig zu wechseln, da Motoröl auch der Reinigung dient. Verbrennungsrückstände (Kohlenstoffablagerungen) werden neutralisiert.

Dürfen Sie Motoröl mischen?

Sofern Sie einige Regeln beachten, können Sie Motoröle untereinander mischen. Sofern ein Motoröl für ein Fahrzeug zugelassen ist, können Sie es mit allen anderen zugelassenen Ölen mischen. Mit der Zulassung eines Motoröls für ein Fahrzeug gewährleisten die Hersteller die Mischbarkeit mit anderen zugelassenen Ölen. Die Viskosität und die Leistungsfähigkeit spielen in diesem Fall keine Rolle. Synthetisches Öl dürfen Sie zudem mit mineralischem Öl mischen.

Motoröl mischen
© Shutterstock / Double Brain

Welche Motoröle dürfen NICHT gemischt werden?

Unter keinen Umständen dürfen Sie Öl für Dieselmotoren mit dem für Ottomotoren mischen! Verwenden Sie außerdem niemals 2-Takt-Motoröle (beispielsweise für Motorroller und Rasenmäher) für 4-Takt-Motoren! 2-Takt-Motoröl weist eine geringere Leistungsfähigkeit auf und kann zum Motorschaden führen. Andersrum darf man höherwertiges 4-Takt-Motoröl jedoch für den 2-Takt-Bereich verwenden.

Diesel-Fahrzeuge mit Partikelfilter benötigen möglichst aschefrei verbrennendes Motoröl. Die hierfür herangezogene Messgröße ist die Sulfatasche. Diese speziellen Öle weisen einen geringeren Gehalt an Schwefel- und Phosphor-Verbindungen auf und werden als Low-SAPS- oder Low-Ash-Motoröle bezeichnet.

Achten Sie außerdem darauf, dass das verwendete Motoröl ordnungsgemäß und nicht zu lange gelagert wurde. Im ordnungsgemäß verschlossenen Originalbehälter sind Motoröle etwa drei bis fünf Jahre lagerungsfähig. Angebrochene Gebinde sollten Sie binnen sechs Monaten aufbrauchen.

Woran erkennen Sie das passende Motoröl für Ihr Fahrzeug?

Motoröle sind gekennzeichnet nach SAE-Viskositätsklasse, API-Klassifikation und ACEA-Spezifikation und müssen nach den vorgeschriebenen Kriterien der Hersteller ausgesucht werden. Wenn Sie sich unsicher sind, welches Öl das richtige für Ihr Fahrzeug ist, können „Ölwegweiser“ (zum Beispiel aral-lubricants.de von ARAL) weiterhelfen. Im Zweifel fragen Sie Ihre Vertragswerkstatt.

Manche Fahrzeughersteller, vor allem deutsche Firmen, haben zusätzlich eine eigene OEM-Motoröl-Spezifikation, die Sie beachten sollten.

SAE-Viskositätsklasse

Die Viskosität beschreibt den Grad der Zähflüssigkeit beziehungsweise Dünnflüssigkeit des Motoröls. Je höher die Viskosität, desto zählflüssiger ist das Öl. Die Einteilung der Viskosität erfolgt in genormte SAE-Klassen. SAE ist die Abkürzung für Society of Automotive Engineers, die nach bestimmten Prüfverfahren für Bezugstemperaturen und Viskosität eine Klassenzuordnung definiert. Die Viskosität des Motoröls verändert sich entsprechend der Umgebungstemperatur und der Belastung. Bei Kälte ist Öl zähflüssiger und kann eventuell nicht mehr alle Bereiche adäquat schmieren. Die Zahl der SAE-Viskositätsklasse vor dem „W“ gibt die Viskosität bei Kälte an. Je kleiner diese Zahl ist, desto bessere Fließeigenschaften hat das Öl bei Kälte. Die Zahl hinter dem „W“ gibt die Viskosität bei Wärme (bei 100° C) an. Je niedriger diese Zahl ist, desto dünnflüssiger ist das Öl bei hohen Temperaturen oder hoher Belastung.

Früher hatten Motoröle häufig nur eine Zahl. Es handelte sich um Einbereichsöle, die einen jahreszeitlichen Öl-Wechsel im Frühjahr und Herbst notwendig machen. Mittlerweile sind die meisten Motoröle Mehrbereichsöle, die aufgrund einer größeren Spreizung der Viskosität ganzjährig eingesetzt werden können.

Motoröl
© Shutterstock / Georgi Roshkov

Was beschreiben die Leistungsklassifikationen und die Motoröl-Spezifikation?

Die API-Klassifikationen bezeichnen die amerikanischen Anforderungen und Qualitätskriterien. API steht für American Petroleum Institute. Die API-Klassifikationen setzen sich aus einem Buchstaben für den Motortypen und einer Kennzeichnung der Leistungsstufe zusammen. Der Kennbuchstabe „S“ steht für „Service Station“ und kennzeichnet Öle für Ottomoren, wohingegen „C“ („Commercial“) Öle für Nutzfahrzeug-Dieselmotoren kennzeichnet. Pkw-Dieselmotoren werden derzeit nicht über API klassifiziert. Der zweite Kennbuchstabe beschreibt die Leistungsunterschiede. Für die Ottomoren reicht die Klassifikation von SA (unlegierte Mineralöle) bis SN, die höchste Leistungsstufe. CK-4 ist die höchste Leistungsstufe für Nutzfahrzeug-Dieselmotoren.

Die ACEA-Spezifikationen (Association des Constructeurs Europ. de l’Automobile) gliedern sich in die Klassen A, B, C und E. Die Klasse A Motoröle eignen sich für Pkw-Ottomotoren (Benziner), Klasse B für Dieselmotoren von Kleintransportern, Vans und Pkw, Klasse C für Pkw-Diesel- und -Ottomoren mit neuen Abgasnachbehandlungssystemen und Klasse E für Lkw-Dieselmotoren. Die Motoröl-Spezifikation der ACEA für Pkw wird immer kombiniert für Otto- und Dieselmotoren angegeben. Zusätzlich beschreibt eine dem Klassen-Buchstaben nachgestellte Zahl die Leistungsfähigkeit. So wäre ein die Motoröl-Spezifikation ACEA A3/B3 besser als A1/B1.

Darüber hinaus geben manche Hersteller eine eigene Motoröl-Spezifikation an, zum Beispiel die Automobilherstellern BMW, Fiat, Ford, Mercedes Benz, GM, Peugeot, Porsche, Renault und VW.

 

Können Sie Öl mischen, das von verschiedenen Herstellern stammt?

Sofern die Motoröl-Spezifikation übereinstimmt und die Öle von den Herstellern für Ihr Fahrzeug freigegeben sind, ist die Kompatibilität unabhängig vom Hersteller gewährleistet. Zwar verwendet jeder Hersteller eine eigene Mixtur, die sich von denen der anderen unterscheidet, es ist jedoch ausgeschlossen, dass die Bestandteile der Öle miteinander zu schädigenden Stoffen reagieren.

Was sind Einbereichs- und Mehrbereichsmotoröle?

Einbereichsmotoröle können aufgrund ihrer geringen Spreizung der Viskosität nur halbjährig eingesetzt werden und werden folglich nur einer Viskositätsklasse gemäß SAE-Norm zugeordnet (zum Beispiel 5W). Einbereichsöle mit guten Schmiereigenschaften im Winter bergen im Sommer das Risiko, dass der Schmierfilm reißt. Andersrum sind Einbereichsöle für die warme Jahreshälfte bei kalten Temperaturen zu zähflüssig, um noch alle Bereiche erreichen und schmieren zu können. Einbereichsöle werden kaum noch verwendet.

Mehrbereichsmotoröle weisen mindestens zwei SAE-Klassen auf (zum Beispiel 5W30, 5W40, 10W40) und sind ganzjährig einsetzbar. Entsprechend entfällt der jahreszeitliche Ölwechsel im Frühjahr und Herbst, wodurch sich die Wartungskosten reduzieren.

Wie unterscheiden sich vollsynthetische, mineralische und teilsynthetische Motoröle?

Motoröl mischen
© Shutterstock / apidach

Alle Motoröle stellt man aus Erdöl her. Am einfachsten ist die Herstellung von mineralischem Motoröl. Daher sind solche Motoröle am günstigen. Ohne den Zusatz von Viskositätsindex-Verbesserern können diese Mineralöle jedoch nur halbjährlich eingesetzt werden.

Vollsynthetische Öle bestehen aus geradlinigen und gleichlangen Molekülen, die durch ihre Einheitlichkeit gut auf Zusätze wie Viskositätsindex-Verbesserer ansprechen. Für ihre Herstellung werden beispielsweise das Poly-Alpha-Olefine-Synthese-Verfahren oder Hydrocrack-Synthese-Verfahren herangezogen. Vollsynthetische Öle sind deutlich haltbarer als mineralische Öle und reduzieren die Häufigkeit der Ölwechsel. Sie ermöglichen einen besseren Kaltstart bei tiefen Temperaturen und verringern den Verschleiß. Bei höheren Belastungen und Temperaturen reißt der Schmierfilm nicht. Allerdings sind vollsynthetische Motoröle deutlich teurer als mineralische Öle.

Der Kompromiss besteht in teilsynthetischen Ölen: Diese sind günstiger als vollsynthetische Öle und weisen trotzdem einige deren positiver Eigenschaften wie die ganzjährige Einsetzbarkeit auf.

Leidet die Qualität, wenn Sie Öl mischen?

Sofern die Motoröle beide für Ihr Fahrzeug zugelassen sind, bleibt die Qualität erhalten. Beachten Sie, dass selbst wenn Sie höherwertige Öle verwenden, die Wechselintervalle nicht verlängert werden dürfen! Zwar kann die Qualität des Öls auf längere Wechselabstände ausgelegt sein, aber der Ölfilter, die Metallurgie und die Konstruktion der Motorbauteile Ihres Fahrzeugs sind nicht darauf eingestellt!