Formula Student: Rennserie für die Konstrukteure von Morgen

0
363
© Wikrom Kitsamritchai / Shutterstock

Mit der „Formula Student Germany“ sollen sich angehende Konstrukteure von Morgen im Wettbewerb gegeneinander beweisen. Bei der Konstruktion schneller und effizienter Rennwagen werden nicht nur fachliche Fähigkeiten der Ingenieure benötigt, auch Teamwork und Zeitmanagement sind gefragt. Um die technische Komplexität zu verringern, werden seit einigen Jahren auch Rennen ausgetragen, bei denen nur Elektrofahrzeuge zum Einsatz kommen. Ein gewünschter Nebeneffekt des Wettbewerbes: das Engagement deutscher Unternehmen und Hochschulen wird für ein breites Publikum sichtbar gemacht.

Amerikanisches Vorbild

Als die Rennserie im Jahr 2006 startete, hatten die Veranstalter ganz offensichtlich ein amerikanisches Vorbild im Hinterkopf: Bei der sogenannten „Formula SAE“ starten bereits seit 1981 etwa 120 aus Studenten bestehende Teams gegeneinander an, um sich im Rennen gegeneinander zu messen. Dabei handelt es sich um einen internationalen Wettbewerb, zu dem nicht nur US-amerikanische Studenten zugelassen sind. Auch in Ländern wie Italien und Österreich wurden ähnliche studentische Rennklassen geschaffen, die sich hinsichtlich der Regeln kaum vom amerikanischen Vorbild unterscheiden. Der Vorteil dabei: eine Teilnahme des Teams an mehreren Veranstaltungen ist – abgesehen von der womöglich weiten Anreise – recht problemlos möglich. Und so ist es auch kaum überraschend, dass die Teamsprache in der deutschen Formula Student Englisch ist.

Seit 2010 auch mit elektrischen Fahrzeugen

In den ersten drei Jahren nach der Entstehung wurde ausschließlich auf Verbrennungsmotoren gesetzt, bevor dann ab 2010 eine Entscheidung zugunsten elektrischer Antriebe getroffen wurde. Seitdem gibt es zwei Klassen, einmal die Formula Student Combustion (FSC) für den klassischen 4-Takt-Ottomotor, der einen maximalen Hubraum von 610 cm³ aufweisen darf. Ein weiteres Reglement besteht darin, dass ein Luftmengenbegrenzer hinter dem Drossel-System vorhanden sein muss, der einen Durchmesser von maximal 20 mm aufweisen darf. Daneben gibt es auch die Formula Student Electric (FSE), die ausschließlich auf elektrische Antriebe setzt. Wichtig ist dabei, dass hybride Motoren nicht zugelassen sind. Damit sollen die Komplexität und damit letztlich auch die Kosten begrenzt werden – kein unwichtiges Kapitel. Die übrigen Vorgaben betreffen Geräuschniveau, Bremswirkung und Sicherheitsausstattung. In verschiedenen Klassen werden dann Gewinner ermittelt. Es handelt sich also weniger um klassische Rennen, als vielmehr um Wettbewerbe hinsichtlich Beschleunigung und Reichweite sowie Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Ausgetragen wird dieser Wettbewerb auf einer konventionellen Rennstrecke, genauer dem aus anderen Rennserien bekannten Hockenheim-Ring. Die Sieger werden an einigen Tagen im Spätsommer ermittelt, wodurch der Aufwand überschaubar bleibt. Anders als bei einer kommerziellen Rennserie ist es also keinesfalls so, dass mehreren Rennen in einer Saison stattfinden.

Wirtschaftlichkeit wird berücksichtigt

© PRILL / Shutterstock
© PRILL / Shutterstock

Insbesondere die Wirtschaftlichkeit spielt auch bei der Formula Student eine wichtige Rolle: das Budget der Universitäten ist beschränkt, die Kosten trotz des engen Reglements vergleichsweise hoch. Neben einer Förderung der Universitäten und Hochschulen sind es vor allem Automobilhersteller wie Daimler und Audi sowie BMW und Volkswagen, die die jungen Rennteams unterstützen. Auch namhafte Automobil-Zulieferer wie die Schaeffler-Gruppe, Siemens oder Bosch fördern den Wettbewerb. Branchenbedingt ist eine Unterstützung durch Sachleistungen von den Studenten durchaus erwünscht, besonders flexibel lassen sich aber direkte finanzielle Mittel einsetzen. Auch Online-Shops von Fahrzeug-Ersatzteilen, Zubehör und Werkzeugen supporten die angehenden Akademiker mit Material und Geldmitteln: motointegrator.at leistet auf diese Weise ebenso einen Beitrag dazu, dass die Studenten Praxiserfahrung erhalten und Forschung und Entwicklung in Deutschland vorangetrieben wird.

Autonomes Fahren: Top-Trend in der Automobilindustrie

Künftig dürfte die Formula Student noch einige Veränderungen mit sich bringen: bisher galt die Rennserie als eine Symbiose aus Fahrer, Team und Technik. Immer stärker in den Fokus rückt aber das autonome Fahren. Der neue Trend in der Automobilindustrie hat in diesem Jahr Einzug gehalten. Als dritte Klasse wurde 2017 die „Formula Student Driverless“ eingeführt. Dabei dürften die Fahrzeuge der FSC und FSE der letzten Jahre verwendet werden; der Fokus verlagert sich von Aspekten wie Effizienz und Reichweite dahingehend, dass dem Auto gewissermaßen „Sinne“ beigebracht werden, damit die Umgebung erkannt und interpretiert werden kann. So zeigt sich heute schon bei der Formula Student, dass die jungen Talente von morgen mit Förderung von Industrie und Handel ihren Beitrag dazu leisten, dass unser Straßenverkehr künftig womöglich noch sicherer wird und die Umweltbelastung gleichseitig sinkt.