Die Wegfahrsperre – elektronischer und mechanischer Diebstahlschutz

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Wegfahrsperre
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Seit dem 1. Januar 1998 müssen in Deutschland neu zugelassene Kraftfahrzeuge mit einer elektronischen Wegfahrsperre ausgerüstet sein. Grund für diese Änderung der Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) waren die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zunehmenden Autodiebstähle. Was eine Wegfahrsperre ist, wie sie funktioniert und was Sie sonst noch über Wegfahrsperren wissen sollten, erfahren Sie im folgenden Ratgeber.

 

Was ist die Wegfahrsperre?

Eine Wegfahrsperre ist eine elektronische oder mechanische Einrichtung, die verhindern soll, dass Unbefugte ein Kraftfahrzeug in Betrieb nehmen können. Wegfahrsperren dienen in erster Linie als Diebstahlschutz. Sie wurden bereits vor der seit 1998 geltenden gesetzlichen Verpflichtung von verschiedenen Kraftfahrzeugversicherungen verlangt, um einen Rabatt bei der Diebstahlversicherung zu erhalten.

 

Welche Arten Wegfahrsperren gibt es?

Es gibt elektronische und mechanische Wegfahrsperren. Während eine elektronische Wegfahrsperre bei Neufahrzeugen Pflicht ist, sind mechanische Wegfahrsperren zusätzliche Vorrichtungen, um die unbefugte Benutzung und den Diebstahl eines Fahrzeugs zu verhindern.

 

Elektronische Wegfahrsperren

elektronische Wegfahrsperre
© GettyImages / Birdlkportfolio

Die 1. Generation der elektronischen Wegfahrsperre ist die sogenannte Dreikreisunterbrechung. Bei diesen Sperren wird beim Verschließen des Fahrzeugs mit dem Schlüssel die Verbindung zwischen der Zündung, dem Anlasser und der Kraftstoffzufuhr unterbrochen. Diese elektronischen Wegfahrsperren für Autos wurden jedoch schon Mitte der 1990er-Jahre durch die 2. Generation ersetzt, da sie relativ einfach zu umgehen sind.

 

Die 2. Generation der Wegfahrsperren funktionieren nach dem Prinzip der Magnetfrequenz- Identifizierung. Sie wurden Mitte der 1990er-Jahre erstmals in Fahrzeuge eingebaut. Wird das Fahrzeug abgeschlossen, wird die elektronische Motorsteuerung blockiert. Die Blockierung erfolgt über einen elektrischen Impuls, den man von einem sogenannten RFID-Chip im Autoschlüssel auslöst und an einen Empfänger im Auto überträgt. Nur wenn die im Chip des Autoschlüssels gespeicherte Seriennummer mit der im Empfänger gespeicherten Nummer übereinstimmt, wird die Wegfahrsperre deaktiviert. Stimmen die Nummer nicht überein, bleibt die Wegfahrsperre aktiviert.

 

Da diese Signale von Fremden abgefangen und zum Deaktivieren der Wegfahrsperre genutzt werden können, sind die Signale bei der 3. Generation der elektronischen Wegfahrsperre verschlüsselt. Bei diesen Systemen sendet der Transponder oder Schlüssel zunächst keine aktiven Signale, die von einem Empfänger gelesen werden können. Die Bordeinheit baut ein elektromagnetisches Feld auf, auf dass ein passender Transponder in der Nähe reagiert.

 

Nach diesem Prinzip funktionieren die Keyless-Systeme bei modernen Pkw. Sobald Sie sich mit dem „Schlüssel“ Ihrem Fahrzeug nähern, erfolgt ein Abgleich der Daten zwischen Schlüssel und Bordsystem. Stimmen die Daten, werden die Türen entriegelt, die Wegfahrsperre deaktiviert und das Fahrzeug kann genutzt werden. Mittlerweile sind elektronische Wegfahrsperren auf dem Markt, die über ein Smartphone mit einer entsprechenden App aktiviert und deaktiviert werden können. Ein Schlüssel ist bei diesen Systemen nicht mehr erforderlich.

 

Mechanische Wegfahrsperren

Eine bei jedem Fahrzeug vorhandene mechanische Wegfahrsperre ist die Lenkradsperre. Fahrzeuge ohne können laut §38a StVZO in Deutschland nicht für den Straßenverkehr zugelassen werden. Weitere mechanische Wegfahrsperren sind nicht zwingend vorgeschrieben. Sie können damit Ihr Fahrzeug zusätzlich vor einer unbefugten Benutzung und Diebstahl schützen. Es gibt mehrere verschiedene mechanische Wegfahrsperren. Mit der Lenkradkralle sichert man das Lenkrad. Die zweite Möglichkeit ist die Radkralle, die man an einem beliebigen Rad des Fahrzeugs montiert, sodass das Fahrzeug nicht mehr fahren kann.

 

Eine weitere, aber selten genutzte Variante ist ein Schloss für die Gangschaltung. Dieses Schloss verhindert, dass man den Wählhebel oder den Schalthebel bewegen kann. Ein Nachteil dieser Sperren ist, wie auch bei der Pedalkralle, dass man sie vor jeder Fahrt demontieren und nach der Fahrt wieder montieren muss. Eine etwas komfortablere mechanische Wegfahrsperre ist der sogenannte OBD-Saver. Der OBD-Saver blockiert den Zugang zum On-Board-Diagnose System Ihres Fahrzeugs, sodass dieser Zugang nicht für die Manipulation der Fahrzeugelektronik genutzt und der Motor ohne Schlüssel gestartet werden kann. Ein OBD-Saver muss nicht vor jeder Fahrt abgenommen werden.

 

Was ist ein Ventilwächter?

Ein Ventilwächter ist ein Aufsatz für das Ventil eines Autoreifens. Den Ventilwächter schraubt man auf das Ventil. Sobald das Auto schneller als 10 oder 15 km/h fährt, wird der Ventilwächter aktiv und lässt die Luft aus dem Reifen. Ventilwächter setzte man bis Mitte der 2000er-Jahre von Behörden ein, um säumige Zahler daran zu erinnern, dass man die Kfz-Steuer oder Bußgelder bezahlen muss.

 

Was ist ein Alkohol-Interlock-System?

Ein Alkohol-Interlock-System ist ein mit einer Wegfahrsperre gekoppelter Alkoholmesser. Diese Systeme nennt man auch Alcolock. Sie sollen sicherstellen, dass alkoholisierte Fahrerinnen oder Fahrer ihr Auto es gar nicht in Betrieb nehmen und losfahren können. Bevor man das Fahrzeug starten kann, muss der Fahrer oder die Fahrerin wie bei einer Alkoholkontrolle durch die Polizei in das Gerät pusten. Überschreitet dabei einen bestimmten Alkoholwert, bleibt die Wegfahrsperre des Fahrzeugs aktiviert.

 

Für Neuwagen in der EU ist zumindest eine Schnittstelle für dieses System in allen Neuwaren ab 2024 Pflicht. Zum Teil werden diese Systeme aber auch schon heute eingesetzt. Beispielsweise in den Niederlanden. Dort können Alkoholsünder wählen, ob sie sich freiwillig für einen Zeitraum von zwei Jahren ein solches System ins Auto einbauen lassen oder 5 Jahre lang auf ihren Führerschein verzichten. Auch in Schweden und Frankreich sowie in den USA werden Alkohol-Interlock-Systeme bereits in Bussen, Taxis oder Lkws eingebaut.

Wegfahrsperre aktivieren
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Wann aktiviert sich die elektronische Wegfahrsperre?

Je nach System aktiviert die sich die Wegfahrsperre automatisch, wenn Sie die Zündung ausschalten. Bei älteren Systemen erfolgt eine Aktivierung, wenn Sie die Türen ihres Autos mit dem Schlüssel verriegeln oder Ihr Auto per Knopfdruck mit der Zentralverriegelung abschließen.

 

Kann man die Wegfahrsperre deaktivieren?

Sie selbst können die Wegfahrsperre Ihres Fahrzeugs praktisch nicht deaktivieren. Falls erforderlich, sollte eine Fachwerkstatt sie deaktivieren. Es gibt zwar elektronische Geräte, mit denen Sie selbst eine elektronische Wegfahrsperre deaktivieren können, diese Geräte dürfen Sie in Deutschland jedoch nicht besitzen und mit sich führen. Als Fahrzeugbesitzer müssen sie laut § 38a Absatz 1 StVZO dafür Sorge tragen, dass die elektronische Wegfahrsperre Ihres Fahrzeugs immer funktionstüchtig und nicht dauerhaft deaktiviert ist. Eine dauerhaft deaktivierte Wegfahrsperre kann ein Bußgeld zur Folge haben sowie zum Verlust der Betriebserlaubnis und des Versicherungsschutzes Ihres Fahrzeuges führen.

 

Wie teuer ist es, die Wegfahrsperre reparieren zu lassen?

Falls die Wegfahrsperre defekt ist, müssen Sie für die Elektronik selbst mit Kosten von etwa 150 bis 250 Euro rechnen. Hinzu kommt der Einbau der neuen Wegfahrsperre. Je nach Fahrzeug und Aufwand kostet der Einbau weitere 100 bis 150 Euro.

 

Ist eine Wegfahrsperre Pflicht für die Diebstahlversicherung?

Fahrzeuge, die vor dem 1. Januar 1998 zugelassen wurden, haben in der Regel keine elektronische Wegfahrsperre. Damit sie ein älteres Fahrzeug versichern können, muss keine Wegfahrsperre vorhanden sein. Es kann jedoch sein, dass die Versicherungsbeiträge höher sind, weil das Risiko größer ist, dass jemand das Fahrzeug stehlen kann. Dies gilt insbesondere für wertvolle Young- und Oldtimer. Selbst wenn man eine mechanische Wegfahrsperre benutzt, sind die Prämien für die Versicherung meist deutlich höher.

 

Kann man eine elektronische Wegfahrsperre nachrüsten?

Im Handel sind Nachrüstsätze für elektronische und elektromechanische Wegfahrsperren erhältlich. Die Nachrüstsätze für elektronische Wegfahrsperren bestehen meist aus einem oder mehreren Transpondern und Empfängern, die im Fahrzeug eingebaut und mit der Fahrzeugelektronik verbunden werden müssen. Elektromechanische Wegfahrsperren zum Nachrüsten arbeiten meist nach dem Prinzip der Dreikreisunterbrechung.