Wie? Was? Saugrohr? AGR? Was‘ das denn? Ich erkläre es euch gleich. Erstmal muss ich wieder frische Luft atmen, denn grad stand ich in einer rußigen, dunklen Dieselwolke und beschloss, die Ursache direkt zu reparieren.
Inhaltsverzeichnis
Vorsorge:
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Arbeiten am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug lieber von einer Fachwerkstatt warten. Bei unserem heutigen Beispiel ist der Motor grundsätzlich einfach aufgebaut, wenn man da also zwischen Abgaskrümmer und Regelventil etwas nicht korrekt festschraubt passiert kein Unglück. Aber es kann sehr stinken, heiß werden und der Motor läuft unrund.
Das Abgasregelventil AGR
Es gibt verschiedene Gründe, bei einem Verbrennungsmotor die Abgase nicht einfach nach hinten rauszublasen – sondern sie anteilig wieder in den Brennraum zurück zu leiten. Beim Benziner, so es denn kein Direkteinspritzer ist, lässt sich so im Teillastbereich und beim Lastwechsel Benzin sparen. Bei Direkteinspritzern und Dieselmotoren lässt sich durch die Abgasrückführung in bestimmten Grenzwerten der Schadstoffausstoß verringern. Dieses System ist nicht zu verwechseln mit einem Turbolader, der funktioniert ganz anders.
Wann und in welcher Menge Abgase der Ansaugluft des Motors beigemischt werden, wird über das Abgasregelventil (kurz AGR) gesteuert. Das ist meistens ein Tellerventil mit einem Schieber, welches über ein Rohr mit dem Auslasskrümmer des Motors verbunden ist. Das AGR wird elektromechanisch oder über Unterdruckdosen angesteuert. Es kann mit der Zeit verschmutzen und nicht mehr korrekt arbeiten. In unserem Fall ist die Ursache für das Problem allerdings viel profaner. Das Rohr zum Abgaskrümmer ist durchgebrochen.
Und wie erkenne ich das kaputte Saugrohr?
Wenn die Abgasrückführung gestört ist, äußert sich das in einem leistungsschwachen und auch unrunden Motorlauf oder deutlich sichtbaren Abgasen. Gern wird die Fehlfunktion durch Warnlampen angezeigt, besonders penible Autos gehen in den sogenannten „Notlauf“ und mahnen dringend einen Besuch der Werkstatt an. Im Fall meines alten Fünfzylinder Turbodiesels der Baureihe 210 wurde es nach einer Bodenwelle im Motorraum akustisch spektakulär (MUUOOOOORFFF!!) und stank ordentlich nach verbranntem Diesel. Da, wo es nicht danach stinken sollte.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Das benötigte Werkzeug hängt nun sehr von eurem Auto ab. Beim alten Mercedes-Benz 290er Turbodiesel, der noch aus dem Vollen gefräst ist, genügen ein kleiner Knarrenkasten und ein paar Schraubendreher. Meistens müssen noch Verkleidungsteile abgebaut werden. Außer dem defekten Saugrohr benötigen wir neue Schellen und vielleicht ein wenig hitzefeste Dichtungsmasse und eine Drahtbürste. Aber das war’s dann schon.
Heiß und kalt
Arbeiten am Abgasstrang sollten natürlich erst durchgeführt werden, wenn die entsprechenden Bauteile abgekühlt sind. So ein Krümmer kann wirklich sehr heiß werden, das ist auch einer der Gründe, warum die metallenen Bauteile in der Nähe hier über die Jahre verschleißen. Die Rohrverbindung vom Krümmer zum AGR besteht hier aus einem leicht gebogenen, dünnen Stahlrohr, welches an seinen beiden Enden mit Schellen auf je einem Flansch angebracht ist. Mindestens die Schelle am Krümmer selbst ist normalerweise stark korrodiert und nicht mehr zu verwenden. Am besten ersetzt man pauschal gleich beide, die kosten ja nicht die Welt. Ist für euer Fahrzeug kein passendes Saugrohr mehr lieferbar, gibt es auch Universalteile. Hier muss vor allem auf den richtigen Durchmesser geachtet werden.
Wenn ihr das alte Rohr entfernt habt, zeigt sich meistens schon das Problem. Meins ist regelrecht in zwei Teile zerfallen, dadurch gelangten Abgase in den Motorraum und der „Sound“ wurde beim Beschleunigen recht sportlich. Nach dem Entfernen des defekten Rohres sollte man noch die Auflagen reinigen und von Rost befreien, dazu genügt normalerweise eine Drahtbürste.
Alles ganz dicht?
Das neue Saugrohr zum AGR sollte spannungsfrei passen und mit den Schellen sauber abdichten. Wenn ihr nicht sicher seid, ob alles an den Auflageflächen dicht ist, könnt ihr ein wenig Auspuffmontagepaste dazwischen schmieren. Die härtet bei Erwärmung aus und dichten die Verbindungen sauber ab. Und das war’s eigentlich schon. Sitzt das Rohr fest, aber nicht unter Spannung? Dann noch eine Sichtprüfung des AGRs, sind alle Leitungen und Stecker da, wo sie sein sollten? Okay, dann könnt ihr die abgebauten Verkleidungen wieder anschrauben.
Nachsorge
Habt ihr alles abgelegte Werkzeug aus dem Motorraum entfernt? Dann kann der Motor gestartet werden. Während einer mit dem Gaspedal leichte Gasstöße gibt, fühlt und prüft ein anderer, ob im Motorraum am Saugrohr Abgase austreten. Das kann man spüren und riechen. Wenn alles dicht ist, könnt ihr euch auf eine Probefahrt wagen. Nun sollte alles wieder leise sein, keine Warnlampen mehr leuchten und der Motor auch wieder spürbar mehr Leistung entwickeln. Job done. Gute Reise.
