Es muss nicht immer ein 911er sein, wenn es um Porsche geht. Lange war der wunderschöne, sportliche und zuverlässige 924 von den puristischen Hardlinern verpönt, weil er keinen luftgekühlten Boxermotor im Heck hatte. Er trug seinen wassergekühlten Vierzylinder vorn (und nicht hinten) und außerdem war er eben kein 911er. Dass das alles Quatsch ist merken auch diejenigen, die damals am allerlautesten gerufen hatten und heute nicht mehr bereit sind, 50.000 Euro in einen leidlich fahrbereiten 911er zu investieren.
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Kein Audi Triebwerk mehr
Nach mehr als 130.000 gebauten Exemplaren des Ur-924 mussten Änderungen her. Der 2.0 Liter Vierzylinder von Audi, der auch im Audi 100 und im VW LT werkelte, konnte nur noch mit viel Aufwand an die strengeren US Abgasnormen angepasst werden. Der nordamerikanische Markt war aber wichtig für Porsche, also nahm man den hauseigenen 2.5 Liter Vierzylinder aus dem 944 und drosselte seine Verdichtung. Das genügte noch immer für 150PS und Höchstgeschwindigkeiten deutlich über 200 km/h. Geboren war der 924 S.
Der reinrassige Sportwagen mit dem Transaxle Konzept hat alles, was man von einem Porsche erwartet. Dass noch immer VW- und Auditeile zum Einsatz kamen, stört auch wirklich nur diejenigen, die sich immer an irgendetwas reiben.
Zwei komfortable Stühle, ein echtes Gepäckabteil mit großer Klappe und genug Druck von unten für zügige Fahrten auch quer durch die gesamte Republik lassen den 924 zu etwas reifen, was inzwischen schon kein Geheimtipp mehr ist. Die Preise ziehen an. Die Fans wachen auf. Allerdings gibt es auch für Fans keinen Rücksitz. Kinderreiche Familien sollten einen 924 also lieber nur als Zweitwagen einplanen.
Ersatzteile sind verfügbar
Unser 924 S Fotomodell wurde von seinem Besitzer in der Zeit gekauft, wo ihn fast niemand haben wollte. Der Wagen wird im Stadtverkehr ganzjährig bewegt, man sieht ihm seine kleinen Blessürchen an. Trotzdem funktioniert noch alles, und was mal ausfällt wird durch ein Neuteil ersetzt. Vieles gibt es noch immer problemlos im Netz, Baukastensystem sei Dank. Ob Bremsen, Antriebswellen oder Teile des Kühlsystems – auch ein 40 Jahre alter Porsche kann im rauen Alltag am Leben gehalten werden.
Und irgendwas ist bei so einem alten Auto immer. Aber das lässt sich dann leicht beheben. Der Ersatzteilkatalog enthält viele veranschaulichende Explosionszeichnungen und ist direkt bei Porsche zum Herunterladen als PDF veröffentlicht. Im Porsche Zentrum gibt es tatsächlich auch noch vieles für dieses Modell direkt am Tresen zu kaufen – allerdings, aber das weiß man vorher, auch zu Porsche Preisen.
Ein Sportwagen ist eben nicht billig. Und es ist nicht verwerflich, das eine oder andere Teil in Erstausrüsterqualität auch bei Motointegrator zu bestellen. Was es nicht mehr zu bekommen gibt hat das Internet gebraucht auf Lager. Besitzer Alexander sagt, er hat nicht ein einziges Ersatzteil bisher – nicht – bekommen.
Selten: Das Targa Dach
Und ja, auch ein vollverzinktes Auto kann rosten, wenn die dünne Lack- und Zinkschicht sich an Wagenheberaufnahmen und Schwellern langsam verabschiedet. Aber das kann man schweißen. Immerhin ist dieser rote Blitz aus dem hohen Norden der nur zwei Jahre gebaute S mit Targadach, was sich entweder elektrisch aufstellen oder ganz herausnehmen lässt. Die Wertsteigerung allein durch das Zauberwort „Targa“ ist hier quasi unvermeidlich.
Ein „halber“ V8
Vorn werkelt quasi der halbe V8 des Übermodells 928. Der robuste Vierzylinder macht nicht mehr Probleme als andere Motoren auch, man kommt für anstehende Wartungen und Reparaturen überall gut ran und der Verbrauch liegt, vor allem Überland, gut unter 10 Litern Super. Zu zweit mal eben über die Autobahn von Hamburg nach Kopenhagen? Das ist kein Problem. Das straffe Transaxle Fahrwerk lässt auch hohe Geschwindigkeiten dauerhaft zu, und auch nach mehreren Stunden im Auto ermüden weder Fahrer noch Beifahrer.
Alexander genießt das Vertrauen in seinen roten 924er, er weiß, wenn er sich da jetzt reinsetzt, kommt er auch da an, wo er hin will. Und wenn es Kopenhagen ist. Die markante Form hebt das Auto vom Einheitsbrei aktueller Fahrzeuge angenehm ab, und inzwischen kommt der Sportwagen in den Köpfen der Fans an. Niemand unkt mehr über den „Hausfrauen-Porsche“, wie der schicke Zuffenhausener mit dem Audi Motor gern genannt wurde. Inzwischen sind auch die früheren Kritiker älter geworden und erkennen, dass ein brüllender Luftboxer im Heck und Go-Cart-Feeling nicht immer das A und O sind.
Die Preise steigen
Willste einen – hol dir einen. Es sind viele 924 in allen Zuständen und Ausstattungen am Markt. Doch Vorsicht, Schnäppchenjäger: Weniger als 4.000 Euro sind möglich, dann sollte aber mit Vorsicht herangegangen werden. Auch preisWERTe Teile können teuer sein, es ist und bleibt ein Porsche! Also lieber ein paar Euro mehr für ein grundsätzlich gepflegtes oder zumindest technisch gesundes Exemplar investieren. Denn auch die bekommen nach 40 Jahren ihre WehWehchen, aber die sind bestenfalls dann nicht so groß. Nach oben ist die Preisspanne quasi offen, aber für fünfstellig gibt es hervorragende Fahrzeuge. Auf in den automobilen Alltag zu Zweit!
Sandmann
Porsche 924 S
Bauzeit 924: 1976 – 1988
Motor: 4-Zylinder Reihe
Hubraum: 2.479 ccm
Leistung: 150 PS
Preise 2023: 4.000€ – 20.000€
