Da ist Druck drauf!

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Sandmann
Wenn man es hören kann, ist Handeln angesagt!

Leistungsverlust und ein seltsames Nebengeräusch aus dem Motorraum? Irgendwie zischelnd, sprotzelnd. Pf Pf Pf wenn der alte Diesel vor sich hin tuckert. Wie so oft bringt ein beherzter Blick unter die Motorhaube schon eine erste Klarheit: Beim guten alten Daimler Fünfzylinder leckt eine defekte Einspritzdüse, und nebenbei sind auch diverse Dieselleitungen porös oder schon ganz abgefallen. Da müssen wir mal ran. Macht ihr mit?

Einspritzdüse
Stark verkokt. Die muss raus.

Vorsorge:

Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Reparaturen am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst euer Fahrzeug von einer Fachwerkstatt warten und instand setzen. Diesel brennt zwar nicht einfach so wie Benzin, aber Undichtigkeiten sind dennoch gefährlich und können die Umwelt verschmutzen. Außerdem gibt es Systeme, auf denen ein gefährlicher Druck ist, der euch erheblich verletzen kann. Klärt nach diesen Einblicken hier ganz genau, worauf es bei eurem Fahrzeug im Detail ankommt.

Plan
Einen Plan haben ist immer gut.

Einspritzdüsen oder Injektoren?

Ein Einspritzventil oder eine Einspritzdüse ist genaugenommen einfach nur das Ding, was beim Benziner in der Nach-Vergaser-Ära dem Motor die richtige Menge Kraftstoff zur Zündung bereitstellt. Verschiedene Systeme haben verschiedene Bezeichnungen. Während man bei Benzinern von Einspritzventilen spricht, nennt man die Dinger bei Direkteinspritzern Einspritzdüse. Bei älteren Dieseln mit Pumpensystem sind es auch Einspritzdüsen. Neuere Dieselsysteme mit elektronisch gesteuerter Einspritzung und CommonRail System nutzen sogenannte Injektoren. Davon lasse ich heute die Finger.

Einspritzdüse wechseln
Kein Hexenwerk – reine Mechanik.

Was brauchen wir für die Arbeiten?

Euer benötigtes Werkzeug hängt nun ganz von eurem Auto und der Art der Einspritzdüsen ab. Bei meinem alten Fünfzylinder Diesel mit normaler Pumpe reicht ein herkömmlicher Steckschlüsselsatz, außerdem ein wenig Fett. Also in meinem Fall

  • Schraubendrehersatz
  • Steckschlüsselsatz mit Verlängerung
Einspritzdüse
In dem Loch steckt die Einspritzdüse.

Das Grauen unter dem Deckel

Je neuer ein Fahrzeug ist, desto mehr wird unter der Haube der Motor gekapselt und unter Plastikabdeckungen versteckt. Das ist zum einen schade, denn so ein Motor kann tatsächlich ganz cool aussehen. Zum anderen verstecken diese Plastikdeckel auch schleichende Schäden vor den neugierigen Blicken des Besitzers. Ist der also mal runter, finden sich hier nicht nur Nagetierfäkalien und Laub, sondern auch vormals nicht erkannte Defekte.

Einspritzdüse
Das wäre nicht mehr lange gut gegangen.

Alle Leitungen müssen neu

In meinem Fall ist nicht nur eine der Einspritzdüsen defekt und undicht, sondern auch alle Rücklaufleitungen porös. Das wäre nicht mehr lange gut gegangen, also hat der Tausch der Einspritzdüse gleich ein doppelt Gutes! Ich habe mir noch eine Zeichnung der gesteckten, langen Einspritzdüse ausdrucken lassen und schon einmal ein paar Meter Gewebeschlauch gekauft. Diese Vorausschau erweist sich in Anbetracht der alten Leitungen als gut – sie zerfallen beim reinen Anfassen schon und lösen sich ab.

alte Einspritzdüse
Raus mit der alten Einspritzdüse.

Wenig Zauberei

Beim alten Turbodieselmotor aus der E-Klasse Baureihe 210 ist das Tauschen einer Einspritzdüse denkbar einfach – sofern sie nicht durch Korrosion irgendwie im Zylinderkopf festgehalten wird. Es wird nur der Stecker abgezogen und eine Halterung plus der Anschluss der Einspritzleitung mit einem Ringschlüssel gelöst – und schon kann man das lange Ding aus dem Motor herausziehen. Es ist ziemlich schwarz und verkokt, wie eine neue Einspritzdüse eigentlich aussehen soll zeigt das Bild. Mit etwas Spezialfett versehen schmatzt die wieder in das tiefe Loch und wird mir den richtigen Drehmomenten angezogen. Stecker drauf – fertig.

Neuteil
So schön kann ein Neuteil sein.

Alles neu was porös ist

Wenn der Deckel über dem Ansaugtrakt schon einmal ab ist, kann man sich auch einer erweiterten Sichtkontrolle aller Dieselleitungen widmen. Wie vorhin erkannt ist hier echter Handlungsbedarf. Die Überlaufleitungen zwischen den Einspritzdüsen tausche ich alle aus. Da auf ihnen kein Druck ist, müssen sie nicht besonders befestigt sondern nur fest aufgesteckt werden. Der Gewebeschlauch ist als Meterware erhältlich, die richtige Länge lässt sich einfach mit einem Seitenschneider knippsen. Schön sieht das jetzt aus!

Einspritzdüse
Alles neu macht der… April.

Probelauf und Dichtheitskontrolle

Bevor der Plastikdeckel wieder drauf kommt (Motorpuristen lassen den auch einfach mal weg) sollte nun ein Start des Motors mit Sicht- und Geräuschkontrolle erfolgen J Kurz vorglühen (ja, liebe jüngere Leser, sowas machte man damals noch) und der dicke alte Fünfzylinder springt ohne Georgel auf Anhieb an. Nichts zischelt oder sprotzelt mehr an der neuen Einspritzdüse. Nirgends tropft gar Diesel aus veralteten Leitungen, alles ist dicht und bereit für die nächsten paar Hunderttausend Kilometer.

Einspritzdüse
Nochmal alles nachziehen – passt.

Ich persönlich finde es ein wenig schade, dass der Diesel so in Verruf geraten ist. Die einfache, robuste Technik und der geringe Verbrauch machen für mich dieses Triebwerk zu einem Klassiker. Aber Zeiten ändern sich, und einige Entwicklungen sind nun einmal wie sie sind. Ich fahr den jetzt noch ein wenig weiter, und dann schauen wir mal was als nächstes Kommt. Allzeit gute Fahrt!

Diesel
Leb wohl, schlichtes Prinzip Diesel…