Alles über Bremsscheiben: wie der Verschleiß richtig gemessen wird, wann ein Austausch erfolgen sollte

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© svariophoto / Shutterstock

Einwandfreie Bremsscheiben sind für die Funktion der Bremsanlage Voraussetzung. Bei der Beurteilung des Verschleißzustandes werden allerdings häufig Fehler gemacht.

Vielleicht haben Sie selbst schon einmal in einer solchen Situation wieder gefunden: Sie möchten ein Auto kaufen und den Zustand der Verschleißteile beurteilen. Neben ausgerissenen umlagern im Querlenker oder undichten Stoßdämpfern achten Sie dabei auf den Zustand der Bremsscheiben. Weil ein Messschieber gerade nicht zur Hand ist, verlassen Sie sich auf eine optische Beurteilung und „erfühlen“ gleichzeitig den Rand der Bremsscheibe. Die Diagnose ist scheinbar eindeutig: hat sich ein deutlich fühlbarer Rand herausgebildet, ist die Bremsscheibe austauschreif – und das ist mitnichten der Fall.

Rand der Bremsscheibe: häufig überbewertet

Aus technischer Sicht ist die Bildung eines Randes leicht nachvollziehbar: die Bremsklötze tragen beim Bremsen nicht nur eigenes Material ab, sondern sorgen auch für Abrieb auf der Bremsscheibe. Weil der Belag aber nicht die gesamte Scheibe abdeckt, wird ein kleiner Rand nicht erfasst, sodass die Bremsscheibe hier nicht schrumpft. Der Rand bleibt also „stehen“ – und sorgt eben für einen fühlbaren Absatz. Weil der Absatz als solches aber kein Problem darstellt, gibt dieser nur einen sehr groben Anhaltspunkt über einen Verschleiß. Wenn die Frage beantwortet werden soll, wann die Bremsscheibe tatsächlich ausgetauscht werden muss, ist das Verschleißmaß entscheidend. Letzteres hängt von der Bremsscheibe ab und kann sich von Fahrzeugmodellen zu Fahrzeugmodell bzw. auch je nach Bremsen Hersteller unterscheiden. In jedem Fall findet sich eine Angabe auf der Halterung der Bremsscheibe. Grundsätzlich können folgende Werte als Anhaltspunkt dienen:

– unbelüftete Scheiben: Neumaß -2 mm

– innenbelüftete Scheiben: Neumaß – 3 mm

Dieses Maß kann mit einem Messschieber festgestellt werden. Problematisch ist dabei natürlich, dass der Messschieber normalerweise die Dicke der Scheibe an den Rändern messen würde. Damit es hierzu nicht kommt, gibt es spezielle Messinstrumente mit Messspitzen. Alternativ können einfach zwei Münzen auf die Scheibe aufgelegt werden, damit der Messschieber nicht an den Rändern anstößt. Die Dicke der Münzen muss natürlich gesondert gemessen und vom Gesamtmesswert abgezogen werden. Insbesondere bei einem digitalen Messschieber ist eine solche Messung auch ohne Rechnerei möglich, weil nach der Messung der Münzen einfach ein neuer Nullpunkt gewählt werden kann.

Welche Schäden an Bremsscheiben entstehen können

Abgesehen vom gewöhnlichen Verschleiß der Bremsscheiben können auch andere Schäden dazu führen, dass die Bremsscheibe ausgetauscht werden sollte. Ein typisches Problem ist eine starke Riefenbildung, die durch Schmutzpartikel auf der Bremsscheibe oder dem Belag ausgelöst werden kann. Häufig sind diese Riefen verknüpft mit einer schlechten Bremswirkung und einem „Rubbeln“ der Bremsen. Ist letzteres stärker ausgeprägt, sodass das Bremspedal gar pulsiert als würde das ABS eingreifen, kann die Bremsscheibe auch verzogen sein. Bevor Sie Neuteile kaufen sollten Sie allerdings überprüfen, ob nicht ein Montagefehler gemacht wurde: Dreck auf der Radnabe, der vor der Montage nicht restlos entfernt wird, kann dafür sorgen, dass die Bremsscheiben nicht vollkommen plan aufliegt und demzufolge auch nicht rund läuft. Eine blaue Färbung der Bremsscheibe deutet auf Hitzeentwicklung hin, die häufig durch einen festen Bremskolben im Bremssattel hervorgerufen werden kann. Leichte Flugrost ist übrigens kein Grund die Bremsscheibe auszutauschen, eine starke Rostbildung, wie sie zu den typischen Standschäden gehört, hingegen schon.

Neue Bremsscheiben nur mit neuen Bremsbelägen kombinieren

Beim Austausch der Bremsscheiben sollte nicht nur darauf geachtet werden, dass die Radnabe – wie erwähnt – sorgfältig gesäubert wird. Notwendig ist es auch, neue Bremsbeläge zu verwenden. Zudem sollte überprüft werden, ob sich die Bremskolben leicht und gleichmäßig zurückdrücken lassen. Ansonsten sollte zunächst eine Überholung des Bremssattels erfolgen, damit nicht schon bald wieder ein Austausch der Bremsscheiben notwendig wird.