PT-Cruiser – Retro mal anders

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Chrysler
Das Design kann man mögen – muss man aber nicht.

Der eigenwillige Chrysler PT Cruiser interpretiert die 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit viel Platz und Plastik und hebt sich von der Masse ab. Man bekommt den auffälligen Wagen inzwischen sehr preiswert, aber eine gewisse Portion amerikanische Gelassenheit tut im Alltag sicherlich gut.

 

Anders als die anderen

Wem ein VW New Beetle oder ein Fiat 500 zu klein, Dodge Challenger oder Chevy Camaro zu fett und Ford Scorpio 95 oder Multipla Fiat zu peinlich sind – der oder die kann es mal mit Chrysler versuchen! Und das mit erstaunlich viel Platz und vor allem diesem gewissen „Etwas“. Der Chrysler PT Cruiser (PT steht für Personal Transportation) polarisiert subtiler. Aber das macht er wenig dezent, was im aktuellen Design-Einheitsbrei der Modellpaletten irgendwie versöhnt.

Chrysler
Nach oben offen – preiswertes Sonnenanbeten

Ein großer Raum aus Plastik

Im Kombimobil aus dem mexikanischen Toluca sitzt es sich kommod. Im Fond chillt man fast noch entspannter als vorn, selbst in der selteneren Cabriolet Variante. Stoff und Plastik dominieren, stören aber irgendwie nicht. Übersichtliche Retro-Instrumente und eine üppige Basisausstattung von Klimaanlage, CD-Radio und Lederlenkrad bis zum elektrisch verstellbaren Fahrersitz versöhnen preisorientierte Retro-Käufer schnell.

Chrysler
Auch im Inneren ist alles retro und speziell.

Als 1,90m großer Norddeutscher sitze ich auch bei geschlossenem Verdeck bequem, aber das klappen wir jetzt für die Fahrt mal elektrisch ein. Alles funktioniert (noch) tadellos. Ist die Verarbeitung bei Chrysler wirklich so schlecht wie der Ruf?

PT-Cruiser
Die Instrumente heucheln Sportlichkeit.

Zäh und trinkfest

Der quer eingebaute Vierzylinder zieht träge an den 1,5 Tonnen Leergewicht. Er brummt und vibriert beim Beschleunigen unter der Last, fühlt sich aber irgendwie solide an. Trotz manueller Schaltung genehmigt sich der 143 PS Block in der Praxis selten weniger als 10 Liter Super, mit Rückenwind und Halbgas ist ein bisschen weniger möglich.

PT-Cruiser
Sogar die Motorhaube ist speziell geformt

Ansonsten… So amerikanisch das Design ist – das Klischee von kernigen Slant Six oder bulligen V8 sucht man hier vergeblich. Der 1,6 Liter Vierzylinder mit 116 PS ist das gängigste Triebwerk. Auch die größeren Maschinen mit 2,0 und 2,4 Litern sind keine Rennmaschinen und genauso durstig wie der 223 PS Turbo. Mehr Drehmoment von unten bietet nur das in zwei Versionen erhältliche 2,2 Liter Dieselaggregat der damaligen Konzernschwester Mercedes-Benz.

PT-Cruiser
Die Motoren sind träge und trinkfest, aber robust

Verarbeitungsqualität… na ja

Das silberne Sondermodell „Breeze“ hat noch keine 75.000 Kilometer auf dem Tacho, deshalb sind Geräusche oder Poltereien des Fahrwerks (noch) nicht zu vernehmen. Auch die Elektrik präsentiert uns nicht diverse Warnlampen, was sie im Alter gern mal macht. Insgesamt wirkt alles aber etwas billig und schlecht verarbeitet. Aber um versöhnlich zu werden: Das Fahrgefühl made in Mexico ist beim Personal Transporter Cruiser nicht uncool. Die Optik, das Platzangebot und die vielen kleinen Knöpfe, die irgendwie alle einigermaßen funktionieren machen eine Menge Spaß.

 

Selber schrauben für kleines Geld

Übermäßige Rostprobleme gibt es beim Chrysler PT Cruiser keine, selbst der Auspuff ist robust und langlebig. Alle anderen gängigen Ersatzteile sind preiswert und gut zu bekommen. Die Spanne zwischen preiswerten No-Name-Teilen und den Pendants bekannter Hersteller ist recht groß. Hier kommt es auf eure ganz persönliche Philosophie an. Wer immer Erstausrüsterware verbaut hat und damit gut gefahren ist, der oder die wird das auch weiterhin machen.

 

Der Einstieg ist dreistellig

Man kann mit dem Chrysler PT Cruiser finanziell nicht tief fallen, die preiswertesten Fahrzeuge gehen mit gültiger HU bei 500€ los. Gute Exemplare mit wenigen Kilometern und ohne Reparaturstau kosten um die 3000€, die Cabriolets generell etwas mehr. Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid – dann schaut bei uns einmal in den Preisvergleich für die Ersatzteile. Die werdet ihr früher oder später brauchen. Aber das ist ja nicht nur beim PT Cruiser so. Doch dieses Auto kann einem mit einer guten Lebenseinstellung durchaus ans Herz wachsen. Schiebt eine CD in den Schlitz (auch das ist irgendwie schon wieder Retro) und singt!

PT-Cruiser
Das Heck des PT Cruisers ist noch schräger als der Rest

Fazit:

Die simple Technik macht den Chrysler PT Cruiser zu einem geräumigen Fahrzeug, das sich auch als Hobbyschrauber einigermaßen gut warten lässt. Die Motoren sind durch die Bank weg alle etwas zu schlapp für das schwere Fahrzeug, wer keinen Rennwagen braucht, muss sich aber zumindest mit einer gewissen Durstigkeit auseinandersetzen.

Vor allem bei hohen Laufleistungen machen sich Nebengeräusche bemerkbar. Lediglich sehr gut gepflegte Exemplare mit geringen Kilometerleistungen konnten die mexikanische Lässigkeit beim Zusammenbauen noch ein wenig herauszögern. Das Verdeck beim Cabriolet schließt nach vielen Jahren nicht mehr so, wie es soll, die Kunststoffpaneele bleichen aus und greifen sich nach starker Benutzung ab. Trotzdem sind die PT Cruiser nicht dafür berühmt, einfach stehenzubleiben. Es ist mehr die Anzahl der Kleinigkeiten, über die man hinwegsehen muss, wenn man sich nicht ständig ärgern möchte. Dafür bekommt man das Modell aber auch regelrecht hinterhergeworfen. Es gibt wesentlich zuverlässige Fahrzeuge auf dem Markt – aber die sehen alle nicht so cool aus.

Sandmann

PT-Cruiser
Nur etwas für leidensfähige Individualisten

Chrysler PT Cruiser 2.4
Bauzeitraum:                    2000-2010 (Cabriolet ab 2004)
Karosserien:                     Kombilimousine, Cabriolet
Benzinmotoren:                1,6 Liter – 2,4 Liter
Dieselmotoren:                 2,2 Liter
Preise 2022:                     500€ – 6000€