Pfeifen und Zischen aus dem Motorraum, und das vor allem beim Beschleunigen – an unserem treuen Audi A3 ist der Ansaugschlauch vom Luftfilter gerissen. Johanna und Matthias machen sich mal dran und tauschen den aus. Aber nicht ganz ohne Problemchen.
Vorsorge
Wir sind uns hoffentlich einig: Selbst durchgeführte Arbeiten am Auto sollten nur erfolgen, wenn man weiß, was man tut. Wenn ihr euch nicht sicher seid, lasst eure Ersatzteile lieber von einem Fachbetrieb austauschen. Die hier gezeigten Arbeiten sind einfache Handgriffe, selbst wenn man den Schlauch wegließe würde das Fahrzeug keinen direkten Schaden nehmen. Trotzdem befinden sich in der Nähe des Ansaugschlauchs weitere fragile Bauteile, und mit einem Heißluftfön und den kräftigen Schellen kann man sich leicht verletzen.
Zwangsbeatmung im Alter
Ein Verbrennungsmotor braucht für die namensgebende Verbrennung Benzin oder Diesel – und Luft. Bei unserem klassischen 2.0 TDI Motor mit Pumpe-Düse Technik wird der Dieselkraftstoff direkt in den Brennraum eingespritzt und über den Turbolader mit viel Luft versorgt, bevor das Gemisch durch den hohen Druck gezündet wird. Ist dieses genau abgestimmte Verhältnis aus Kraftstoff und Luft gestört, kann es zu unruhigem Lauf, erhöhtem Kraftstoffverbrauch oder Leistungsverlust kommen. In einem alternden Motorraum finden sich eine Menge Möglichkeiten, „Nebenluft“ zu ziehen.
Der Ansaugschlauch bei unserem Probanden, einem Audi A3 P8 aus dem Jahr 2005, sitzt zwischen dem Luftfilter und dem Turbolader. Das glasfaserverstärkte Kunststoffteil ist nach 20 Jahren porös geworden und weist Löcher und Risse auf. Der Turbo bekommt zwar immer noch ausreichend Frischluft, er zieht diese aber am Luftfilter „vorbei“ durch die Schadstellen im Schlauch. Hier können Fremdkörper eindringen und mittelfristig Schaden verursachen. Vordergründig ist der defekte Schlauch aber vor allem: nervig! Er zischt, pfeift und lärmt wie die Blockflöte eines Grundschülers mit Geltungsbedürfnis. Der Hauptgrund für das Schrauberpaar, den durch ein online gekauftes Neuteil zu ersetzen.
Was brauchen wir für die Arbeiten?
Je nachdem, an was für einem Fahrzeug der Ansaugschlauch (auch liebevoll „Schnorchel“ genannt) getauscht werden soll, kommt man an den Kandidaten mehr oder weniger gut ran. Beim klassischen Audi/VW Vierzylinder TDI sitzt er gut zugänglich oben seitlich am Triebwerk. Wenn alles flutscht, benötigen wir nur einen Schraubendreher oder einen kleinen Bitkasten und eine Wasserpumpenzange. Wenn nicht alles gut geht zusätzlich einen Heißluftfön und etwas Haftfett. In unserem Fall… benötigen wir diesen Fön 😊
Raus, was porös ist
Da die Schläuche auf dieser Seite des Turboladers nicht sonderlich durch Druck beansprucht werden, bestehen sie nur aus verstärktem Kunststoff und werden mit großen Schraubschellen oder Klemmschellen an den Stutzen befestigt. Diese Schellen lassen sich normalerweise schnell lösen, dazu benötigt ihr entweder einen Schraubendreher oder einen kleinen Bitaufsatz, meistens 10er oder 11er. Lässt sich das alte Bauteil nicht gleich vom Stutzen abziehen, hilft Kriechöl oder – wenn es schnell gehen soll – ein Cutter oder Messer. Beim Lösen darauf achten, dass die Schellen nicht in den Motorraum fallen. Da findet man sie schlecht wieder und sie machen später komische Sachen.
Das Neuteil passt … nicht ganz
Nun könnte man denken, der neu bestellte Schlauch wird einfach wieder mit neuen Schellen auf die beiden Stutzen vom Luftfilter und vom Lader gesteckt und festgezogen. Nach 10 Minuten wäre alles fertig. Aber wer öfter an Autos schraubt kennt die Problematik „ich mach schnell mal kurz…“. Das dauert dann normalerweise bis spät in die Nacht und gibt zu Hause Ärger, weil die Ausreden unplausibel sind. In diesem Fall ist das leider auch so. Die Passgenauigkeit von Ersatzteilen ändert sich von Hersteller zu Hersteller. Auch durch Lagerung können sich Kunststoffe verziehen oder die Aufnahmen im Motorraum in den Jahren leicht ihre Position verändern. Nur Ärger zu Hause gibt’s nicht. Johanna und Matthias sind beide involviert.
Unser Neuteil sieht super aus – ist aber etwas zu kurz und in der Krümmung nicht exakt, dass die beiden es nicht einfach so angeflanscht bekommen. Johanna sprüht die Stutzen noch mit Fett ein, damit der Kunststoff gut über das Metall gleiten kann, aber das genügt nicht. Eine Hilfe ist hier ein behutsam eingesetzter Heißluftfön. Hier ist Vorsicht geboten. Anders als der normale Haartrockner kann eine solche „Pistole“ bis zu 600 Grad heiße Luft erzeugen. Dabei besteht Verbrennungsgefahr an den Händen und Armen und nicht zuletzt auch an den Kunststoffteilen.
Eine Heißluftpistole macht weich
Gezielt und immer in Bewegung ist so eine Heißluftpistole aber gut dazu geeignet, den Kunststoff des Ansaugschlauchs flächig zu erwärmen und damit weich und dehnbar zu machen, ohne dass das Bauteil reißt. Die folgenden 45 Minuten verbringen Johanna und Matthias abwechseln mit der Erwärmung und dem schrittweisen Ziehen und Anpassen des Schlauches. Die Biegung ist schon gut, nur die Länge muss leicht korrigiert werden.
Während der Arbeiten können parallel alle unter dem Bauteil verborgen liegenden anderen Schläuche und Führungen inspiziert und gereinigt werden. So oft kommt man hier ja nicht ran. Johanna erweist sich als die gefühlvollere Pistolennutzerin, und mit Bond-Girl Pose feiert sie die finale Passgenauigkeit. Eine Alternative wäre das Zurücksenden und neu Bestellen des Schlauches gewesen. Aber ob der dann besser passt weiß man vorher nicht. Und so haben die beiden einen Beitrag zum nachhaltigen Ersatzteilschrauben geleistet.
Nachsorge
Der Ansaugschlauch ist an seiner Position, die beiden Schellen sind festgezogen und alle umliegenden Bauteile sind wieder eingesteckt und vollständig? Dann kann ein kurzer Probelauf erfolgen. Nichts zischt oder pfeift mehr, der leicht manipulierte Kunststoffschlauch sitzt passgenau und ist dicht. Der metaphorische Grundschüler mit der Blockflöte macht Pause und bereitet sich auf die Weihnachtsfeier vor. Klasse. Ein letzter Blick, ob noch Werkzeug oder alte Bauteile wie Schellen und Schlauchstücke im Motorraum liegen, dann kann die Motorhaube geschlossen und der Wagen von der Hebebühne geholt werden.
Allzeit gute Fahrt!
📸 Johanna und Matthias
