Carsharing – alle wichtigen Informationen auf einen Blick

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Carsharing
© GettyImages / 3alexd

Teilen liegt im Trend, und Carsharing gibt es sogar schon seit 1988. Wir erklären, was das besondere an der Shared Mobility ist und welche Vorteile Carsharing hat. Das Wort ist englisch und heißt, wörtlich übersetzt, soviel wie „Auto-teilen“. Das private Nutzen eines Wagens durch mehrere verschiedene Fahrer und Fahrerinnen ist Amit aber nicht gemeint. Es geht vielmehr darum, kein Auto zu kaufen, sondern gemeinsam mit anderen Menschen kommerzielles Carsharing zu nutzen. Die Anfänge von Carsharing liegen freilich im privaten Bereich: Peer-to-Peer-Carsharing meint die gemeinsame Nutzung eines Autos durch private Netzwerke oder über Vermittlungsbörsen.

 

Was ist Carsharing?

1988 wurde in Berlin das Projekt stadt-Auto gegründet. 1990 wurde aus diesem Projekt die erste Carsharing Firma Deutschlands unter dem Namen STATTAUTO GmbH. Und das war der Anfang einer ganz großen Welle. Heute findet man an 840 Orten im ganzen Bundesgebiet 226 verschiedene Carsharing-Organisationen. Dabei sind kleine Vereine, größere Genossenschaften, mittelständische Firmen und sogar die Ableger multinationaler Konzerne.

Unter Carsharing versteht man allgemein die gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen aller Art. Die Nutzung wird über eine rahmenvertragliche Regelung festgehalten, Besitzer des Kraftfahrzeugs ist der Carsharing-Anbieter. Mit diesem schließen Kunden oder Kundinnen besagten Rahmenvertrag. Der Vertrag sieht vor, das Kunden und Kundinnen die Fahrzeuge des Anbieters rund um die Uhr buchen können, und zwar selbständig.

 

Wer hat Carsharing erfunden?

Ab 1988 als Projekt in Berlin vertreten – ist Carsharing etwa eine deutsche Erfindung? Das ist nicht der Fall. Die Idee des gemeinschaftlich genutzten Wagens kommt aus der Schweiz und ist noch um einige Dekaden älter: Ab 1948 gäbe es in Zürich die sogenannte Sefage, die Selbstfahrergenossenschaft.

Das Schweizer Modell machte Schule, in den 1970er und 1980er Jahren gab es in Schweden, in Frankreich und in den Niederlanden verschiedene Projekte zur gemeinsamen Nutzung von Kraftfahrzeugen. Aber man kann natürlich noch weiter zurück gehen: Nach dem Zweiten Weltkrieg waren in den agrarwirtschaftlich geprägten Dörfern Deutschlands nicht auf jedem Hof schwere Fahrzeuge für die landwirtschaftliche Nutzung vorhanden. So manche Dorfgemeinschaft legte zusammen und schaffte Traktor, Mähdrescher und anderes Gerät gemeinsam an, um es auch gemeinsam zu nutzen.

Die englische Bezeichnung Carsharing lässt vermuten, dass es sich um einen amerikanischen Trend handelt. IN den USA wurde Carsharing aber erst in den 1990er Jahren im größeren Stil genutzt, in Südkorea und in Japan erst ab eta 1997. 2009 gingen in Brasilien der erste südamerikanische Anbieter und sogar in China ein Unternehmen an den Start.

Carsharing
© GettyImages / AndreyPopov

Wie funktioniert Carsharing?

Im Grunde genommen treten kommerzielle Carsharing-Anbieter als professionelle Vermieter auf. Kunden und Kundinnen legen ein Nutzerkonto an, schließen einen Rahmenvertrag ab und können dann selbständig rund um die Uhr das jeweils gewünschte Fahrzeug des Anbieters buchen.

Gängig sind zwei Modelle des Carsharing, nämlich das sogenannte Free Floating und die stationsbasierten Dienste. Stationsbasiert bedeutet in diesem Fall, dass die Nutzer die Fahrzeuge an festgelegten Stationen abholen und nach der Nutzung auch wieder dorthin bringen. Free Floating funktioniert dagegen etwas anders. Denn hier stehen die Kraftfahrzeuge an öffentlichen Straßen bereit. Nutzer und Nutzerinnen bekommen über eine App die Information, wo sich das jeweilige Fahrzeug befindet. Und Über die App wird auch angemietet. Nach der Nutzung muss das Fahrzeug nicht zu einem festen Standort oder zum Ausgangspunkt zurückgebracht werden, sondern kann auf einem beliebigen öffentlichen Parkplatz abgestellt werden. Einzige Bedingung: Der Parkplatz muss sich innerhalb des Geschäftsgebiets des Carsharing-Anbieters befinden.

Ganz egal, um welches Modell es sich handelt: Nutzer und Nutzerinnen dürfen grundsätzlich überall mit den Fahrzeugen fahren und sind nicht an bestimmte Gebiete gebunden. Was das Carsharing nun vom klassischen Mietwagen unterscheidet, ist die Art der Abrechnung. Denn beim Mietwagen zahlt man Tagespreise. Wie weit man mit dem Wagen fährt, ist irrelevant. Beim Carsharing wird nach gefahrenen Kilometern und/oder nach gefahrenen Minuten.

 

Warum überhaupt Carsharing?

Die Idee ist einfach: Insbesondere in den Städten sind auf engem Raum viele Fahrzeuge vorhanden, die die meiste Zeit nur herumstehen. Warum also nicht das Fahrzeug für das nutzen, wofür es gebaut wurde, und damit fahren? Nun wird niemand den ganzen Tag lang mit dem Auto hin und her fahren. Wenn sich dagegen viele Menschen ein Kraftfahrzeug teilen, ist es öfter im Gebrauch und steht seltener – was sowohl die Verkehrswege als auch die Parkplätze entlastet. Dazu kommen die im Vergleich zum eigenen Wagen oft niedrigeren Kosten und der Gedanke des Umweltschutzes. Denn ein Kraftfahrzeug sorgt nicht nur für Luftverschmutzung, während es fährt. Es muss auch produziert und irgendwann wieder entsorgt werden. Carsharing macht dementsprechend aus vielen Gründen Sinn.

 

Warum lohnt es sich?

Carsharing ist für diejenigen Menschen interessant, die nicht jeden Tag zur festen Zeit und regelmäßig einen Wagen brauchen. Wer selten oder nur unregelmäßig fährt, braucht erst einmal kein eigenes Auto. Denn das würde die meiste Zeit nur herumstehen. In diesem Fall ist Carsharing sehr viel kostengünstiger. Denn die Fixkosten wie Abschreibung und Steuern, Versicherung und Wartung werden auf den Nutzer umgelegt, sodass nur der Anteil gezahlt wird, der über die wenigen, unregelmäßigen Fahrten wirklich anfällt.

Die zweite Zielgruppe für Carsharing sind Menschen, die kurzfristig für eine längere Strecke einen Wagen brauchen, beispielsweise um an einen Urlaubsort zu kommen oder dergleichen. Für diese besondere Fahrten wenige Male im Jahr einen eigenen Wagen zu kaufen, wäre Unsinn.

Lohnt sich Carsharing wirklich? Es hängt vom Wert und vom Verbrauch des Wagens ab, der für den Vergleich herangezogen wird. Natürlich kann man mit einem sehr günstigen eigenen Wagen und einem extrem kostenintensiven Carsharing-Angebot so lange herumrennen, bis das Carsharing absolut nicht lohnt. Umgekehrt funktioniert das genauso.

 

Wann Carsharing auswählen?

Die Kosten alleine sollten nicht ausschlaggebend dafür sein, ob es ein Carsharing-Angebot, ein eigener Wagen oder das Mietauto wird. Stationsbasierte Carsharing-Angebote sind vielleicht eine Alternative im Urlaub, wenn es nicht der Mietwagen sein soll. Für die Fahrt zum Arbeitsplatz könnte ein Freefloating-Fahrzeug attraktiv sein. Warum? Der klassische Mietwagen wird tageweise bezahlt. Beim stationsbasierten Carsharing-Angebot wird der Wagen auch für die Zeit bezahlt, die er auf dem Firmenparkplatz steht. Freefloating bedeutet dagegen, dass der Wagen zwischen dem Weg zur Arbeit am Morgen und zurück nach Hause am Abend auch von anderen Nutzern gefahren werden kann – in diesem Zeitraum kostet der Wagen nichts. Neben den Kosten und den in der relevanten Gegend verfügbaren Angeboten ist also auch die Art der Nutzung ausschlaggebend.

 

Was kostet Carsharing?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Denn die Kosten variieren abhängig vom Sharing-Modell, vom Anbieter und vom Standort sehr stark. Die Stunde im geteilten Auto kostet im Schnitt zwischen 4 Cent und 19 Cent. Wer minutenweise mietet, zahlt etwa 26 Cent oder mehr. Bei kilometerweiser Abrechnung können die Kosten je Kilometer bei 69 Cent liegen. Angebote wie pauschal 59 Euro am Tag und Pauschalen für bestimmte Strecken (zum Flughafen und zurück beispielsweise) sind auch möglich. DriveNow und SIXT Share wollen eine Anmeldegebühr von 29 Euro, Car2Go bietet eine kostenlose Reservierung bis 20 Minuten vor Fahrtbeginn an. Manche Anbieter vergeben Gutschriften für ein frisch getanktes Fahrzeug, andere locken mit monatsweisen Buchungen (wodurch der Preis pro Minute extrem sinkt).

Carsharing
© GettyImages / Willie B. Thomas

Welche Anbieter gibt es?

Car2Go ist in Berlin, Hamburg, Köln, München und Stuttgart vertreten. DriveNow ist in Berlin, Hamburg, Köln, München und Düsseldorf verfügbar. SIXT Share gibt es in den Städten Berlin, Hamburg und München, geplant sind weitere Angebote für Bochum, Dresden, Duisburg und Leipzig sowie Nürnberg. Miles arbeitet in Berlin, Hamburg, Köln, München und Düsseldorf. Daneben sind in Deutschland mehr oder weniger stark verbreitet:

 

Snappcar (private Wagen)

Getaround (private Wagen)

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Flinkster

Greenwheels

Cambio

 

… und vermutlich noch einige mehr. Stadtmobil beispielsweise ist in etwa 100 Städten vertreten, teilAuto in nur 20 Städten. Stadtauto München gibt es nur in München – aber dort mit 450 Fahrzeugen und 13.000 Kunden. Der Markt ist schlicht unübersichtlich, weil einige sehr große Anbieter national oder international arbeiten, während andere regional begrenzt sind.

 

Welches ist am günstigsten?

Welcher Anbieter am günstigsten ist, kommt immer darauf an, was man gerade benötigt. In manchen Fällen bieten sich stationäre Angebote an, in anderen Fällen sind die nach Kilometer abrechnenden Freefloating-Modelle günstiger. Man empfiehlt oft SIXT Share für kurze Strecken, aber bei Strecken von 10 Kilometern sind Stadtmobil und Cambio wieder günstiger. Share Not gilt als sehr kostenintensiver Anbieter. Auch die Carsharing-Angebote von BMW und Daimler sind sehr kostenintensiv. Wie günstig die privaten Anbieter Getaround und Snappcar sind, hängt vom Einzelfall ab.