Radlager- Der mechanische Punchingball des PKWs

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© ekipaj / Shutterstock

Das Radlager gehört zum Fahrwerk. Es erfüllt dort eine stabilisierende und sicherheitsrelevante Aufgabe. Radlager sorgen dafür, dass die Wellen und Achsen stabil geführt werden. Um dies zu gewährleisten, nehmen sie die auf sie einwirkenden Kräfte auf.

Welche Kräfte wirken auf die Radlager ein?

Beim Fahren wirken Kräfte aus zwei Richtungen auf die Radlager ein. Von der Seite kommende, in die waagerechte einwirkende Kräfte werden als Axialkräfte bezeichnet. Kräfte, die von unten nach oben einwirken, heißen Radialkräfte. So werden die Radlager also hauptsächlich durch buckelige Straßen und Seitenrempler mit Fußwegen belastet. Dazu kommt die hohe Belastung in Kurven.

Gleichzeitig sind Radlager durch ihre bauliche Nähe zur Bremse großer Hitze ausgesetzt.

Kugellager und Kegellager

Diese zwei Begriffe stehen für baulich unterschiedliche Arten von Radlagern. Es sind heute die häufigsten verbauten Radlager in PKW´s. Die Wahl für eines der beiden ist abhängig von der zu erwartenden Belastung und der Anwendung. Beide bestehen aber aus Lagerringen, einem äußeren und einem inneren, sowie sogenannten Rollkörpern und einem sie umschließenden Käfig.

Rollkörper können Kugeln oder Kegel sein. Ihre Aufgabe ist es, die einwirkende Kraft durch Rollen über die Ringe von Lagerring zu Lagerring zu übertragen. Damit gewährleisten sie eine stabile Straßenlage. Um die Funktion zu erfüllen, sind hochwertige und langlebige Schmierstoffe nötig, da viel Reibung entsteht.

Zur Montage

Kugellager werden als Ganzes an der Achse montiert, beziehungsweise eingepresst. Dazu ist oft eher selten genutztes Werkzeug gefragt. Dieses kann man sich aber leihen. Kegellager bestehen aus zwei noch zusammenzufügenden Teilen. Die Radlagerschale wird durch Schrauben befestigt und das Rolllager danach eingefügt. Letzteres muss oft manuell gefettet werden.

ABS und Co

In vielen Fabrikaten ist zur Gewichtsreduktion und damit Kraftstoffeinsparung der magnetische Impulsgeber für das Steuergerät integriert. Dabei funktioniert der Sensor über eine Induktionsspule, die eine der Drehzahl entsprechende Sinusspanung an das Steuergerät sendet. So wird ABS aktiviert. Vielfach werden auch Komfortleistungen über selben Impulsgeber aktiviert.

Was bedeutet ein defektes Radlager?

Das Radlager ist ein sicherheitsrelevantes Fahrwerkbauteil. Im schlimmsten Fall kann ein defektes Radlager zur Blockade des entsprechenden Reifens führen. Es ist auch denkbar, dass ein defektes Radlager andere Teile in Mitleidenschaft zieht, wie zum Beispiel Bremsen und Reifen. Ist das ABS darüber gekoppelt, führt ein Versagen zur immensen Verschlechterung der Bremsleistung.

Neben regelmäßiger Wartung und Inspektion sollten die Radlager überprüft werden, wenn beim Fahren ein lautes Fahrgeräusch auftritt, als würden Metallrollen über eine Metallschiene gezogen.

Hinweise kann auch der Kippeltest geben, hat das Rad axial zu viel Spiel, sollte ein Blick auf das Radlager geworfen werden.

Pflege von Radlagern

Ein sinniges Fahrverhalten, vor allem in Kurven, trägt zur Verschleißminimierung bei und schont damit auch die Radlager. Grundsätzlich müssen Radlager nicht nachgefettet werden und eine hoch effektive Dichtung schützt vor Wasser, Schmutz und Co. Bei Kegellagern hat man die Option, eventuelle Unregelmäßigkeiten nachzuziehen oder sogar doch nachzufetten.

FAG / © Motointegrator / https://www.motointegrator.at/artikel/23468-radlagersatz-fag-713-6907-10
FAG / © Motointegrator

Tipps für Schrauber:

Da es sich um ein sicherheitsrelevantes Bauteil handelt, sollte auf die Qualität großer Wert gelegt werden.

Beta-teile sind aber durchaus in Ordnung. Jedoch können beide Bauarten nicht einfach substituiert werden. Profis tauschen beim Wechsel des Radlagers aus Sicherheitsgründen auch die Schrauben aus.Tuningfreunde wissen natürlich, dass Radlager sehr wohl im Rahmen eines neuen Achskörpers je nach Motorisierung getauscht werden können. Beim Einbau muss unbedingt der angegebene Drehmoment des Herstellers berücksichtigt werden. Neben dem Basiswerkzeug sollten große Schraubaufsätze und eventuell Hebel vorhanden sein, da die Schrauben verhältnismäßig mächtig sind und oft nur mit großem Kraftaufwand zu lösen. Sollte das Radlager „festgegammelt“ sein, so sind Hilfsmaßnahmen wie Hammer und Dorn, Hitze und Kälte sowie Öle zum Lösen der Schrauben unproblematisch. Je nach Fabrikat sollte der Schrauber sich auch mit ABS, Lenkung, Querlenkung und Bremse auskennen. Dazu gibt es im Netz einige praktische Tutorials. Übrigens: Bei einigen Modellen kommt man mit dem Radlager in Berührung, wenn man an die Bremse will und muss dieses ausbauen. Also in solchen Fällen unbedingt über den Drehmoment informieren und passendes Werkzeug parat halten.

Der Einfachheit halber, gibt es Radlager auch als ZSB zu kaufen, das erleichtert die Suche und auch die Montage enorm.

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