Fragen zum Thema E-Autos und Bremsenservice

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E-Autos

Welche Servicearbeiten sind bei den Bremssystemen von E-Autos überhaupt (noch) notwendig?

Bei einem reinen E-Auto ist der Bremsenverschleiß durch das rekuperative Bremsen in Summe niedriger als beim Verbrenner. Allerdings: Ein Teil der Lebensdauer-Verlängerung wird durch die Fahrzeugmasse – Grund dafür ist die Batterie – und das damit verbundene höhere Gewicht aufgehoben. Dieser Effekt verstärkt sich bei Hybridfahrzeugen, die gleich zwei Antriebe stemmen müssen. Für das Werkstattgeschäft bedeutet das: Auch bei E-Autos gibt es weiter Servicearbeiten an der Bremse, dazu gehört auch zum Beispiel nach wie vor das Wechseln der Bremsflüssigkeit. Außerdem stehen andere Arbeiten durch das sich verändernde Schadensbild an: Etwa das Wechseln von korrodierten Bremsscheiben, die durch das rekuperative Bremsen deutlich seltener zum Einsatz kommen und das Entfernen von Abrieb bei Trommelbremsen. Diese kommen bei E-Autos wieder vermehrt zum Einsatz. Die genauen Wartungs- und Reparaturintervalle sind allerdings noch nicht abzusehen, weil sich die Technologie konstant und schnell weiterentwickelt.

Wie sieht es mit dem Belagwechsel aus?

Bei Scheibenbremsen steht ein Belagwechsel weiter an, allerdings aktuell aus anderen Gründen als bislang, nämlich nicht durch Abnutzung, sondern durch die erhöhte Korrosion. Der so genannte Flugrost entsteht, weil die Bremse dank Rekuperation bei E-Fahrzeugen deutlich seltener zum Einsatz kommt. Aus diesem Grund verbauen immer mehr Hersteller Trommelbremsen, die dank ihrem gekapselten System weniger anfällig für Rost sind und daher meist deutlich längere Wartungsintervalle haben. Denn die Mechanik und die Bremsflächen sind im Inneren gut vor Korrosionseinflüssen wie Regen oder Salz geschützt.

Gibt es Besonderheiten beim Bremsflüssigkeitswechsel?

Ja – Werkstätten müssen für den Bremsflüssigkeitswechsel bei E-Fahrzeugen spezielle Dinge beachten. Dazu gehört die Anschaffung von Bremsflüssigkeit, die für E-Fahrzeuge geeignet ist. Das ist Flüssigkeit mit einer niedrigen Viskosität und einem hohen Nasssiedepunkt.

Wodurch unterscheiden sich E-Auto-Reibbeläge von herkömmlichen Reibbelägen?

Aktuell werden, um der Korrosion vorzubeugen, verschiedene Beschichtungen der Bremsscheiben, unter anderem Hartmetallbeschichtungen, mit den entsprechenden Reibmaterialien entwickelt und getestet. Bei den Reibbelägen kommen aktuell oftmals „Low Steel“-Beläge zum Tragen. Für die Lösung der Korrosionsthematik eignen sich auch Trommelbremsen, siehe unten Antwort 9, die siehe unser Dossier, auch schon auf Vorderachsen getestet werden.

Thema Trommelbremsen:

a) Warum kommen bei manchen E-Fahrzeugen wieder Trommelbremsen an der HA zum Einsatz und

Bei E-Fahrzeugen wird ein großer Teil der Bremsvorgänge durch die Rekuperation abgedeckt – die Bremse kommt seltener zum Einsatz. Das bedeutet für Scheibenbremsen, vor allem unter winterlichen Bedingungen, eine deutlich erhöhte Korrosionsgefahr und damit verbundene Anfälligkeit für Rostbildung. Das gilt vor allem für die Hinterachse, an der seltener gebremst wird. Mit ihrem gekapselten System sind Trommelbremsen weniger anfällig für Feuchtigkeit, Kälte und Tausalz – und damit auch für Rost.

b) unterscheiden sich diese von den bisherigen Verbrenner-Trommelbremssystemen?

Die Grundfunktionsweise der Trommelbremse bleibt bestehen – was sich ändert, sind spezifische Details: In E-Fahrzeugen verbaute Trommelbremsen besitzen eine höhere Laufleistung, bessere Korrosionsschutz-Eigenschaften und eine Kapselung, bei der Staub in der Bremse gehalten wird – und dann beim nächsten Besuch in der Werkstatt entfernt werden kann. Stichwort: Feinstaubreduktion. Von Continental gab es hierzu erst kürzlich eine Neuentwicklung– die EPB SI (Electronic Parking Brake – Simplex). Neu an dieser hydraulischen Trommelbremse ist die elektromechanische Parkbremsfunktion. Die EPB-SI basiert auf dem Simplex-Prinzip (EPB-Si): Sie ist besonders robust und wartungsarm, was den steigenden Lebensdaueranforderungen in E-Fahrzeugen entspricht. Zusätzlich bietet die elektrische Parkbremse Fahrzeugherstellern einen größeren Freiraum und mehr Optionen bei der Gestaltung des Fahrzeuginnenraums sowie der Installation von Fahrerassistenzsystemen. Das Trommelbremssystem ist zudem skalierbar und damit sowohl für Kleinstfahrzeuge als auch für größere Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 3,5 Tonnen, teils sogar darüber hinaus, geeignet.

Weitere ausführliche Informationen zum Thema Trommelbremse – inklusive zukünftiger Entwicklungsstufen – sind in dem Dossier: https://www.continental.com/de/presse/studien-publikationen/technologie-dossiers/trommelbremse/ zu finden.

Bild 1: ATE-Trommelbremse EPB-SI

Trommelbremse

 

Trommelbremsen bieten gegenüber Scheibenbremsen einen Vorteil: Sie sind weniger rostanfällig – ein entscheidender Vorteil bei der typischerweise geringeren Beanspruchung der Bremse bei E-Autos.