4MATIC – Funktion und Vorteile des Allradantriebs von Mercedes-Benz

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Allradantrieb
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4MATIC nennt Mercedes-Benz seinen Allradantrieb für PKWs, SUV und Vans. Wie der permanente Allradantrieb funktioniert und welche Vorteile Mercedes Fahrer genießen können, erfahren Sie in diesem Beirag.

 

Wie funktioniert die 4MATIC Mercedes-Benz?

4MATIC Allradantriebe von Mercedes-Benz sind permanente Allradantriebe. Fahrer können den Antrieb nicht zu- oder abschalten. Das wesentliche Element des 4MATIC Allradantriebs ist ein Zentraldifferenzial, mit dem man die Motorkraft auf die Vorder- und Hinterräder überträgt. Bis auf die Fahrzeuge der GL-Baureihe ist das Differenzialgetriebe ein einstufiges Planetengetriebe. In den GL-Fahrzeugen ist das Getriebe zweistufig ausgelegt. Es ist bei allen Fahrzeugen direkt mit dem Automatikgetriebe verbunden. Zusammen mit Motor, Drehmomentwandler und Vorderachsgetriebe bildet das Verteilergetriebe die Antriebseinheit der allradgetriebene Mercedes Fahrzeuge.

 

Über das Zentraldifferenzial erfolgt der Drehzahlausgleich zwischen der Vorder- und der Hinterachse. Im Unterschied zu anderen Allradantrieben wird bei der 4MATIC aber auf herkömmliche Differenzialsperren verzichtet. Dies ist möglich, weil die 4MATIC mit den elektronisch gesteuerten Mercedes-Benz Traktionssystemen 4ESP und 4ETS kombiniert wird. Mithilfe dieser elektronischen Systeme werden bei einem Fahrzeug mit 4MATIC die Räder mit zu geringer Bodenhaftung gezielt abgebremst. Gleichzeitig wird das gewissermaßen frei werdende Drehmoment auf die Räder mit ausreichender Bodenhaftung verteilt. Die automatisch von der 4MATIC ausgelösten Bremsimpulse werden von der Elektronik fortlaufend auf der Basis von Sensordaten über den Lenkeinschlag, die Drehzahl der Räder, die Querbeschleunigung des Fahrzeugs sowie die Gierbewegung (Drehung um die Hochachse) berechnet und ausgelöst.

 

Da an Fahrzeuge unterschiedlicher Baureihen unterschiedliche Anforderungen gestellt werden, gibt es heute mehrere Versionen der 4MATIC. Die verschiedenen Ausführungen sind auf die unterschiedlichen Anforderungen bei Kompaktwagen, Luxuslimousinen, Geländewagen oder hoch motorisierten Fahrzeugen abgestimmt.

 

4MATIC mit Torque-on-Demand Technik bei Mercedes Kompaktfahrzeugen

Bei der 4MATIC mit Torque-on-Demand handelt es sich um einen variablen Allradantrieb für Mercedes-Kompaktwagen. Diese Version der 4MATIC wird in die Modellreihen CLA, GLA und GLC der A- und B-Klasse eingebaut. Bei diesem Allradantrieb wird überschüssiges Motordrehmoment an den Vorderrädern an die Hinterräder weitergeleitet. Diese Weiterleitung erfolgt bedarfsgerecht. Das bedeutet, das Drehmoment wird nicht in einem bestimmten Verhältnis von den Vorderrädern auf die Hinterräder umverteilt. Die Umverteilung erfolgt variabel und ist unter anderem vom gewählten Fahrprogramm abhängig.

4MATIC
© GettyImages / urbancow

C-, E-, S-, V-Klasse und GLC mit permanentem Allradantrieb

Im Unterschied zu den Fahrzeugen der Kompaktklasse sind die 4MATIC Modelle der C-, E-, S- und V-Klasse von Mercedes sowie die GLC Modelle mit einem permanenten Allradantrieb ohne variable Drehmomentverteilung ausgestattet. Bei dieser Version der 4MATIC wird das Drehmoment in einem bestimmten Verhältnis und nicht variabel an die Vorder- und Hinterachse verteilt. Das Verteilungsverhältnis ist 45 zu 55. Auf die Vorderachse entfallen immer 45 % und auf die Hinterachse 55 % des Drehmoments. Der Vorteil dieser Drehmomentverteilung ist laut Mercedes, dass die Fahrzeuge zu jeder Zeit über eine hohe Fahrstabilität und sehr gute Traktion verfügen. Durch die konstante Drehmomentverteilung sind Mercedes Fahrzeuge in diesen Klassen selbst in engen Kurven, bei hohen Geschwindigkeiten und bei allen Witterungsverhältnissen sehr spurstabil.

 

Die Mercedes-Benz SUV der Baureihen GLE und GLS sind je nach Motorleistung entweder mit einem Torque-on-Demand System oder einem permanenten Allradantrieb ausgestattet. Abhängig von der Motorisierung können Käufer zwischen dem permanenten Allradantrieb und dem Torque-on-Demand. Allerdings kommt das Torque-on-Demand System nur ab Modell mit 6-Zylinder Motor und bei Plug-in-Hybriden zum Einsatz. Bei diesen Fahrzeugmodellen kann man das Drehmoment in einem Bereich von 0 bis 100 % zwischen der Hinter- und Vorderachse verteilen.

 

Mercedes 4MATIC Allrad in der G-Klasse

Der 1979 vorgestellte Geländewagen der Baureihe 460 war das erste Fahrzeug von Mercedes-Benz mit einem Allradantrieb. Allerdings handelt es sich damals um eine andere Technik. Die aktuellen G-Modelle werden mit einem permanenten Allradantrieb mit einer festen Drehmomentverteilung von 40 zu 60 zwischen Vorder- und Hinterachse ausgeliefert. Zudem verfügen diese Fahrzeuge über ein sogenanntes 3-Sperren System. Dabei handelt es sich um 3 einzeln zuschaltbare rein mechanische Differenzialsperren. Die erste sitzt zwischen den Achsen, das zweite Sperrdifferenzial wird an der Hinterachse und das dritte Sperrdifferenzial an der Vorderachse eingebaut. Die Sperrdifferenziale erreichen eine maximale Sperrwirkung von 100 %. Dadurch kann das Motordrehmoment an die jeweilige Achse mit der besten Traktion weitergeleitet werden.

 

Der Performance Allradantrieb für AMG – 4MATIC+

Bei den stark motorisierten Fahrzeugen des Mercedes-Benz Tuners AMG kommen zwei verschiedene 4MATIC Allradantriebe zum Einsatz. Bei den 35er und 43er AMG Modellen wird eine Torque-on-Demand 4MATIC eingebaut. Stärkere AMG Modelle sind mit einem 4MATIC+ genannten Allradantrieb ausgerüstet. Bei diesem Allradantrieb wird nur die Hinterachse ständig angetrieben. Die Leistung kann bei Bedarf aber stufenlos zwischen der Vorder- und Hinterachse verteilt werden. Das Besondere ist die AMG TORQUE CONTROL.

 

Bei diesem System kann man Kraft nicht nur, wie bei einer normalen 4MATIC üblich, zwischen Vorder- und Hinterachse verteilen. AMG TORQUE CONTROL ermöglicht eine Verteilung zwischen dem linken und rechten Hinterrad. Dieses System hat insbesondere Vorteile bei unterschiedlichen glatten Fahrbahnabschnitten und schnell gefahrenen engen Kurven. In engen Kurven entlastet man immer die kurveninneren Räder . Durch AMG TORQUE CONTROL wird die Leistung in dieser Situation auf das kurvenäußere Hinterrad umgeleitet, sodass immer eine optimale Traktion vorhanden ist.

4MATIC
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Welche Vorteile und Nachteile hat der Allradantrieb von Mercedes-Benz?

Durch die 4MATIC haben Mercedes Fahrzeuge, wie alle allradgetriebene Fahrzeuge, eine bessere Spurstabilität und höhere Traktion. Insbesondere ist die Traktion bei nassen und glatten Fahrbahn deutlich besser. Die Fahrsicherheit ist insgesamt höher als bei vergleichbaren Modellen mit Hinter- oder Vorderradantrieb. Ein weiterer Vorteil ist, dass der Allradantrieb unbemerkt von Fahrerinnen und Fahrern immer arbeitet. Ein manuelles Zu- oder Abschalten ist nicht erforderlich. Einen Nachteil hat die 4MATIC jedoch auch. Durch das Differenzialgetriebe und andere zusätzliche Bauteile steigt das Fahrzeuggewicht und damit der Kraftstoffverbrauch.